Ein neues Bildungsprojekt stellt das Themenfeld „Krieg und Frieden“ in den Mittelpunkt. Lilly-Marie Mädlow hat den Kreativ-Workshop mit vorbereitet und begleitet. Hier lesen Sie ihren Bericht.
Mein Name ist Lilly-Marie Mädlow und ich studiere B.A. Kulturwissenschaften und Germanistik an der Universität Potsdam. Im Rahmen des Studiums absolviere ich mein dreimonatiges Pflichtpraktikum bei der Stiftung Garnisonkirche Potsdam. Seit April 2024 hatte ich hierbei die Möglichkeit, das Projekt „Werk-statt-Krieg“ vorzubereiten und zu begleiten. Ich habe unter anderem die Recherche-Aufgaben zum Ersten Weltkrieg in Potsdam und zu den dazugehörigen Orten übernommen. Natürlich war ich sehr neugierig, wie das Projekt ankommen würde! Hier ist mein Bericht.
Endlich war es soweit! Im Juni kamen Schülerinnen und Schüler des 9. Jahrgangs vom Humboldt Gymnasium zu uns, um am Projekt „Werk-statt-Krieg“ teilzunehmen. Ziel war es, sich in Kreativworkshops mit dem Themenfeld „Krieg und Frieden“ auseinanderzusetzen. Aufgeteilt in drei Gruppen, erstellten sie eine Soundcollage, drehten einen Trickfilm und malten Bilder in Acrylfarben.
Am ersten Tag startete das Projekt mit einer spielerischen Vorstellungsrunde, die das Kennenlernen erleichterte. Danach definierte jede:r individuell die Begriffe „Krieg“ und „Frieden“ und schrieb dies in eine Sprechblase. Es entstand ein buntes Plakat mit vielfältigen Assoziationen. Besonders gut gefiel mir die Aussage: „Frieden ist, wenn jeder frei sein kann“.
Dann beschäftigten wir uns mit dem Thema „Erster Weltkrieg in Potsdam“. In verschiedenen Gruppen vertieften wir unser Wissen. Außerdem hielt Volker Schobeß, ein Hobby-Militärhistoriker, einen Vortrag, den ich sehr interessant fand. Danach besuchten wir in Kleingruppen Orte in Potsdam, die im Ersten Weltkrieg sehr bedeutend für die Stadt waren, zum Beispiel das Neue Palais (wo die Kriegserklärung stattfand) und den Neuen Friedhof (Denkmal für die gefallenen Sanitäter).
Selbst einen Feldpostbrief verfassen
Am zweiten Tag hatten die Gruppen Zeit, ihre Recherchen über den Ersten Weltkrieg abzuschließen und ihre Ergebnisse zu präsentieren. Ich war beeindruckt, wie gut die Neuntklässler gearbeitet hatten. Zum Beispiel hatten sie selbst eine Gedenktafel entworfen oder einen Feldpostbrief verfasst, was zeigte, wie gut sie sich in die damalige Zeit hineinversetzen können. Danach besichtigten wir die Aussichtsplattform „Potsdam Panorama“ im Turm der Garnisonkirche. Aus der Höhe von 57 Metern konnten die Jugendlichen die Stationen in der Stadt, die sie zuvor besucht hatten, von oben betrachten. Die tolle Aussicht auf Potsdam begeisterte alle sehr.
Am Nachmittag wechselte das Thema von Krieg zu Frieden. Zunächst spielten die Schülerinnen und Schüler das „Bleistiftanspitzerspiel“. Bei diesem Strategiespiel geht es darum, das Verhandeln zu lernen. Ich fand es spannend, den Neuntklässlern bei der Lösungsfindung zuzuschauen. In der Auswertung reflektierten die Jugendlichen das Spiel und erkannten die Wichtigkeit von Verhandlungen bei knappen Ressourcen und unterschiedlichen Interessen. Sie sagten, dass sie die Erfahrung sehr wertvoll fanden.
Zum Abschluss des Tages gab Katharina Peters, Lehrerin am Humboldt Gymnasium, einen Überblick über aktuelle Konflikte in der Welt.
Mit Geräuschen starke Gefühle erzeugen
Der dritte Tag begann mit einer Bastelarbeit. Alle bastelten eine Taube als Symbol für Frieden aus Papier. Den Jugendlichen machte dies so eine Freude, dass sie mehrere Tauben anfertigten und am liebsten nicht aufgehört hätten. Aber dann begannen die Arbeiten in den drei Workshops: Soundcollage, Filmdreh sowie Bildende Kunst mit dem gemeinsamen Thema „Der Wandel vom Krieg zum Frieden“.
Im Workshop Soundcollage, geleitet vom Künstler Johannes Kubin, erstellten die Jugendlichen eine Collage aus gesammelten Geräuschen aus der Stadt, etwa Kinderlachen, Vogelgezwitscher und Polizeisirenen, gemixt mit Melodien und bedrohlichen Soundeffekten. Dieses Werk zeigte die Übergänge zwischen Krieg und Frieden und hinterließ beim Abspielen starke emotionale Eindrücke bei allen Beteiligten, da die Sounds viele Bilder im Kopf entstehen ließen und die Gefühle im Krieg sowie in friedlichen Zeiten verdeutlichten.
Im Trickfilm-Workshop unter der Leitung von Beate Raabe vom Filmmuseum Potsdam wurden zwei kurze und ganz unterschiedliche Filme gedreht. Bei dem ersten wurde ein Film in der Trickbox mit Knete erstellt. Dieser Film zeigte, wie Soldaten im Krieg kämpfen und am Ende fröhlich zu ihren Familien zurückkehren. Diesen Film fanden alle besonders gut gelungen.
Für den zweiten Kurzfilm gingen die Neuntklässler durch Potsdam und filmten nach der Lumière-Technik von einem Standpunkt aus eine Minute lang die Umgebung. Die gefilmten Ausschnitte wurden zusammengeschnitten, wobei der erste Teil den „Krieg“ anhand eines ausgetrockneten Flusses, düsterer Musik sowie einem Schwarz-Weiß-Bild darstellte. Im zweiten Teil sah und hörte man „Frieden“ mit fröhlicher Musik, fröhlichen Farben und Wasser.
Einzigartige Bilder entstehen
Im Workshop Bildende Kunst unter der Leitung von Malerin Ilan Hunke und ihrem Atelier im Rechenzentrum konnten die Jugendlichen Leinwände frei gestalten. Einige malten ein Gemälde nur über das Thema „Frieden“, andere vermischten die Themen „Krieg“ und „Frieden“ auf einem Kunstwerk. Meiner Meinung nach hat jedes Bild etwas Einzigartiges und ich fand es schön, wie sich die Neuntklässler kreativ auslebten.
Das Feedback zum dreitägigen Workshop war sehr positiv. Die Highlights für die Schülerinnen und Schüler waren der Turmaufstieg, die künstlerischen Workshops und der Besuch der Stationssorte zum Ersten Weltkrieg in Potsdam. Ich persönlich fand die drei Tage auch sehr gelungen. Mir hat es gefallen, dass sich die Jugendlichen aktiv beteiligt, Interesse gezeigt und eine emotionale Verbindung zum Thema Krieg und Frieden hergestellt haben.
Wenn Sie Lehrkraft sind oder anderweitig mit Schüler:innen und Jugendlichen zu tun haben und am Projekt „Werk-statt-Krieg“ interessiert sind, melden Sie sich gern bei:
Hana Hlásková
Bildung & Vermittlung bei der Stiftung Garnisonkirche Potsdam
Breite Str. 7, 14467 Potsdam
Tel.: 0172 814 6050
bildung@garnisonkirche-potdam.de
Das Projekt wird gefördert mit Mitteln des Ministeriums für Wirtschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg. Partner des Projekts ist das Filmmuseum Potsdam.