Interview: „Frieden fällt nicht vom Himmel“

„Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“: Martin Vogel, Theologischer Vorstand der Stiftung Garnisonkirche, über die Sockelinschrift am Turm der Garnisonkirche.
Die Sockelinschrift des Garnisonkirchturms beinhaltet eine Friedensbotschaft. Woher stammt der Spruch? Wie kam es zu der Idee, damit den Kirchturm zu prägen? Martin Vogel, Theologischer Vorstand der Stiftung Garnisonkirche, erklärt im Interview die Inschrift – und wie Frieden entstehen kann.
„Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“ steht auf dem Sockel des Garnisonkirchturms. In welchem Kontext ist dieser Spruch entstanden?
Martin Vogel: Es handelt sich um ein Bibelwort aus dem ersten Kapitel des Lukasevangeliums. Elisabeth und Zacharias haben gegen alle Erwartungen ein Kind bekommen. Zacharias sieht seinen acht Tage alten Sohn Johannes, und aus ihm bricht im Angesicht dieses Wunders ein Lobgesang hervor. Diesen kann man bei Lukas nachlesen. Sein Dankgebet endet mit dem Ausruf „Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“.
Äußerlich entspricht der wiederaufgebaute Garnisonkirchturm nahezu dem barocken Original. Doch die Sockelinschrift ist ein neues Element. Ist die Sockelinschrift als tragendes Element des Projekts zu verstehen?
Für unsere Stiftung war von Anfang an klar: Der wiedergewonnene Garnisonkirchturm soll und muss insbesondere vor dem Hintergrund seiner Geschichte ein Ort der Friedens- und Versöhnungsarbeit werden. Und um diese thematische Ausrichtung auch von außen erkennbar zu machen, wurde das Lukaszitat in den Sandsteinsockel gefräst. Wir wünschen uns, dass die Besucherinnen und Besucher dieses Bibelwort lesen und es als die zentrale Widmungsinschrift des Turms wahrnehmen.
Der Spruch findet sich in fünf Sprachen dort: Deutsch, Englisch, Französisch, Polnisch und Russisch. Warum genau diese fünf Sprachen?
Wir haben uns für diese fünf Sprachen entschieden, weil sie wesentliche Anknüpfungspunkte für zahlreiche Facetten der Geschichte des Ortes in sich bergen. Die Mehrsprachigkeit der Sockelinschrift zeigt uns zudem, dass wir in Nachbarschaften mit anderen Staaten und Nationen leben und immer wieder neu an einem friedlichen Miteinander arbeiten müssen.
Die Friedensbotschaft erscheint aktueller denn je. In der Ukraine und nun auch in Israel herrschen Kriege, in Deutschland nehmen gesellschaftliche Spannungen zu. Können Sie uns als Theologe eine Anregung geben, wie wir Frieden finden können, zum Frieden beitragen können?
Mit dem wieder aufgebauten Garnisonkirchturm bekommt unsere Stadt einen Ort geschenkt, an dem genau diese Fragen beraten werden können. Ich halte das für sehr wichtig. Denn im Zuhören, im Austausch und auch im fairen Streit können neue Einsichten entstehen, wie wir eine friedliche und gerechte Welt stärken können. Nachbarschaftsfrieden, Familienfrieden, die Überwindung von gesellschaftlicher Spaltung und auch eine andere Art des nachhaltigen Wirtschaftens fallen nicht vom Himmel. Wir müssen an guten Lösungen arbeiten und können dabei voneinander lernen.
Interview: Beatrix Fricke
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