Ukraine: Emotionaler Abend mit Geflüchteten

"Ein Stück Frieden schaffen": Diskussion mit Geflüchteten aus der Ukraine. Foto: SGP

Zum zweiten Jahrestag des Ukraine-Kriegs berichteten Geflüchtete in der Nagelkreuzkapelle über ihre Situation in Potsdam. Mit auf dem Podium: Ministerin Dr. Manja Schüle und Landesbischof Dr. Christian Stäblein.

 

„Ein Stück Frieden schaffen – mitten in Potsdam“: So lautete der Titel der Veranstaltung am Freitagabend am Turm der Garnisonkirche. In drei Gesprächsrunden zu unterschiedlichen Aspekten wurde deutlich, wie tief der Krieg die Geflüchteten erschüttert hat und vor welchen Schwierigkeiten sie bis heute stehen. Aber auch, dass sie in Potsdam viel Unterstützung erfahren und sehr dankbar dafür sind.

 

Ukraine-Abend: Ministerin Manja Schüle. Fotot. SGP

Ministerin Manja Schüle in der Nagelkreuzkapelle. Foto: SGP

 

„Die Menschen in und aus der Ukraine können sich Hoffnungslosigkeit nicht leisten. Auch für uns hier ist Zuversicht daher eine Pflicht“, sagte Dr. Manja Schüle, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur im Land Brandenburg. Sie trat in einem blauen Kleid mit gelbem Gürtel auf – den Farben der ukrainischen Nationalflagge. „Danke allen Menschen, die Geflüchteten hier wie Familien, Soldaten und Überlebenden dort Hilfe und Hoffnung spenden.“


Unbeschwerte Momente in einer unsicheren Zeit

 

Vor vollen Reihen in der Nagelkreuzkapelle berichtete die zweifache Mutter Iryna Maltseva über ihre Flucht und ihr Leben in Deutschland. Im April 2022 kam sie aus Kiew nach Potsdam, der Circus Montelino wurde für sie und ihre Töchter Vika und Mariia zu einem Ankerplatz. Der Circus organisierte private Unterkünfte und schuf eine deutsch-ukrainische Artistengruppe, die bis heute aktiv ist. „Zwischen deutsch und ukrainisch wird heute gar nicht mehr unterschieden“, erklärte Bileam Tröger, Geschäftsführer des Circus Montelino. Er hatte Fotos mitgebracht, die demonstrierten, wie die Kinder und Jugendlichen gemeinsam unbeschwerte Momente erleben.

 

Dr. Volodymyr Kokhan von Push-UA e.V. stellte die Aktivitäten des Vereins der Ukrainer in Potsdam vor, die im Treffpunkt Freizeit eine kulturelle und soziale Begegnungsstätte gefunden haben. Er wurde begleitet von zwei Teilnehmerinnen des dortigen Leseclubs. In emotionalen Redebeiträgen wurde deutlich, dass das gemeinsame Lesen von ukrainischer Literatur Halt und Hoffnung gibt in Zeiten größter Unsicherheit. Denn nicht nur die Sorge um die eigene Existenz, auch die Sorge um die Familien und Freunde in der Ukraine begleitet die Geflüchteten täglich.

 

Zu Gast war auch Sergii Shevchuk, Berater bei der Ukraine-Hilfe des AWO Bezirksverbands Potsdam. Er unterstützt Geflüchtete unter anderem bei der Arbeitssuche. „Ukrainerinnen und Ukrainer sind sehr fleißig“, erklärte er. „Doch es dauert, bis die deutsche Sprache erlernt und Berufsabschlüsse anerkannt sind.“ Eine Grundschullehrerin aus der Ukraine berichtete von ihrer großen Nervosität bei Bewerbungsgesprächen in der fremden Sprache. Das Publikum spendete ihr motivierenden Applaus.

 

Hilfe und Ermutigung ist wichtig

 

Dr. Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) und Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Garnisonkirche, zeigte große Anerkennung für die Tatkraft der Geflüchteten und der Helfenden, sprach ihnen Mut zu und spendete zum Abschluss der Veranstaltung Gottes Segen.

 

„Neben dem unermesslichen Leid war heute auch viel Hoffnung und Mut zu spüren“, erklärte Dr. Jan Kingreen, Pfarrer am Turm der Garnisonkirche und EKBO-Friedensbeauftragter. „Das zeigt mir wieder, wie wichtig es ist, dass wir den Menschen in der Ukraine auf allen Ebenen helfen.“

 

Berührt zeigte sich auch Maike Dencker, Vorsitzende der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche e.V. (FWG). „Es war eine sehr bewegende Veranstaltung. Und sie war wichtig, gerade am Tag vor dem Jahrestag des furchtbaren Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine.“

 

Text: Beatrix Fricke