Bürgerdialog zum Thema Frieden

Warum Kirche genau der richtige Ort für einen Bürgerdialog ist, erklärt Pfarrer und EKBO-Friedensbeauftragter Dr. Jan Kingreen im Interview.
Am Turm der Garnisonkirche beginnt am Sonntag, 12. November, um 18 Uhr die landeskirchliche Veranstaltungsreihe zur ökumenischen Friedensdekade – mit einem feierlichen Abendgottesdienst und einem Bürgerdialog. Was Besucher konkret erwartet, erklärt Dr. Jan Kingreen, Pfarrer am Turm der Garnisonkirche und Friedensbeauftragter der EKBO.
Herr Dr. Kingreen, ein Bürgerdialog in der Kirche – das klingt spannend. Gibt es ein konkretes Thema?
Dr. Jan Kingreen: Allerdings! Es geht an diesem Abend um den inneren, gesellschaftlichen Frieden angesichts der vielen Krisen weltweit. Die Kriege in Israel und in der Ukraine, der Klimawandel, die Energiekrise, Hungersnöte: Die Komplexität dieser Probleme löst bei vielen Menschen Unsicherheit aus. Wie kann Unsicherheit ausgehalten werden? Wie können wir auf die Krisen reagieren? Was kann die Kirche dazu beitragen? Darüber wollen wir sprechen. Und über eine wichtige Grundsatzfrage: In welcher Zukunft wollen wir leben? Übrigens stehen alle landeskirchlichen Veranstaltungen anlässlich der Friedensdekade unter diesem wichtigen Thema des inneren Friedens.
Warum ist die Kirche der richtige Platz für so eine Diskussion?
Für mich ist der Platz der Kirche in der Gesellschaft nicht der einer Moralagentur, sondern der eines Diskursortes. Hier treffen die verschiedensten Meinungen und Stimmungen aufeinander – manchmal sehr emotional, manchmal ganz still und friedlich. Kirche kann ein vermittelnder Ort sein. Hier kann man sich streiten, ohne sich zu zerstreiten. Das geht, weil alle Veranstaltungen von dem Gedanken getragen werden, dass allen Menschen die gleiche Würde zukommt. Christlich nennen wir das Gottebenbildlichkeit. Ich finde, dass es solche Diskursorte derzeit zu wenige gibt. Daher ist es mir wichtig, gerade in der Friedensdekade die Kirche explizit zu einem Ort des Gesprächs, des Dialogs zu machen.
Neben Pröpstin Dr. Christina-Maria Bammel, die auch den Gottesdienst hält, wird beim Bürgerdialog Prof. Dr. Walid Hafezi zu Gast sein, der neue Beigeordnete für Bildung, Kultur, Jugend und Sport der Stadt Potsdam. Warum genau diese Gäste?
Die Pröpstin ist für theologische Grundsatzfragen zuständig und hat eine wache Wahrnehmung unserer Gesellschaft. Ihre Aufgabe ist es, Reformen anzustoßen. Das kann sie nur, wenn sie weiß, was in der Gesellschaft geschieht. Der Beigeordnete ist wichtig, weil er qua Amt für die konkrete Situation der Potsdamerinnen und Potsdamer zuständig ist – anders als die Pröpstin, die zwei Bundesländer mit über 1000 Kirchengemeinden betreut. Außerdem bringt Herr Hafezi einen neuen, frischen Blick mit, der helfen kann, die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen.
Pfarrer Dr. Jan Kingreen, Foto: SGP
Ihr Thema ist die Friedensarbeit, der Bürgerdialog Ihre Idee. Was erwarten Sie von dem Gespräch mit den beiden und wie können sich die Bürgerinnen und Bürger einbringen?
Die Idee ist, dass die beiden nicht miteinander sprechen, sondern mit den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern. Es geht um die konkreten Sorgen, Ängste und Nöte, aber auch Hoffnungen und Wünsche der Potsdamerinnen und Potsdamer, der Christinnen und Christen.
Die ökumenische Friedensdekade findet bundesweit vom 12. bis 22. November statt. Seit wann wird diese Dekade eigentlich ausgerufen und was ist ihr Zweck?
Die Anfänge der Dekade liegen in den 1980er Jahren. In Ost- wie in Westdeutschland und konfessionsübergreifend wurde dem Thema „Frieden“ damit ein Schwerpunkt im Kirchenjahr eingeräumt. In diesem Jahr werden bundesweit mehrere tausend Gottesdienste, Friedensgebete, Informations- und Diskursveranstaltungen stattfinden – wie immer in den zehn Tagen vor dem Buß- und Bettag. Einen Gottesdienst mit anschließendem Bürgerdialog wie in Potsdam wird es in elf Kirchen in Brandenburg geben – an grundverschiedenen Orten, von Bad Wilsnack bis Zehdenick. Das hoffnungsvolle Gebet um Frieden wird so mit dem aktiven Austausch im Hier und Jetzt verbunden.
Interview: Beatrix Fricke
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