Rückblick: Bundesfreiwilligendienst in der Garnisonkirche


Mein Name ist Monica Cristaldo, ich bin 25 Jahre alt und komme aus Asunción, der Hauptstadt von Paraguay.
In meinem Heimatland habe ich Architektur und Stadtplanung studiert, bevor ich meinen Freiwilligendienst in Deutschland begann. Von Anfang an gab es zwei klare Gründe, die meine Entscheidung für ein Freiwilligenjahr leiteten. Erstens erschien mir Deutschland schon immer als ein attraktives Land, um ein Masterstudium zu absolvieren. Ich hoffte, dass ich während meines Freiwilligendienstes nicht nur durch meine Arbeit etwas beitragen könnte, sondern auch die Möglichkeit hätte, das Land kennenzulernen, die Sprache zu lernen und die Kultur besser zu verstehen. Zweitens überzeugte mich das Programm weltwärts. Besonders seine Struktur – mit kontinuierlicher Begleitung und 30 Seminartagen zu interkulturellem Lernen und Geschichte – gab mir das Vertrauen, mich zu bewerben.
Die Garnisonkirche zog mich insbesondere wegen ihrer engen Verbindung zu Geschichte und Architektur an. Aus Südamerika kommend und mit einem Hintergrund in Architektur war ich fasziniert von der Möglichkeit, in einem wiederaufgebauten Gebäude mit einer so komplexen Vergangenheit zu arbeiten. Besonders interessierte mich auch die Chance, Schulworkshops zu unterstützen, da sie mir die Möglichkeit gaben, tiefer zu verstehen, wie jüngere Generationen die Geschichte und Gegenwart ihres Landes sehen. Ihren Reflexionen und Fragen zuzuhören, war eine der größten Lernerfahrungen, die ich aus dieser Zeit mitgenommen habe.
Das Leben in Potsdam brachte viele Überraschungen. Ich war beeindruckt davon, wie präsent Geschichte überall ist – in den Straßen, den Gebäuden und den Ausstellungen. Ebenso faszinierte mich die architektonische Vielfalt der Stadt, die die unterschiedlichen Epochen ihrer Entwicklung widerspiegelt. In Deutschland insgesamt überraschte mich besonders die kulturelle Vielfalt in einem vergleichsweise kleinen Land.
Meine Tage in der Garnisonkirche waren sehr abwechslungsreich. Häufig arbeitete ich im Besucherservice, begrüßte Gäste und erklärte ihnen das Gebäude. An anderen Tagen unterstützte ich die Vorbereitung und Durchführung von Schulworkshops, was mir nicht nur die Möglichkeit gab, praktisch mitzuhelfen, sondern auch viel von den Diskussionen mit den Schülerinnen und Schülern zu lernen.
Ein Projekt, auf das ich besonders stolz bin, war die Entwicklung der Familienkarten. Dabei handelte es sich um einen pädagogischen Entdeckerführer, der speziell für Kinder und Familien vorgesehen war. Wir arbeiteten mit dem Grafik-Kurs einer Potsdamer Schule zusammen. Die Aufgabe bestand darin, eine Form zu finden, damit Familien die Garnisonkirche spielerisch und eigenständig erkunden können. Aus den vielen Ideen und Entwürfen der Schüler gestaltete ich zum Schulss zwei Karten. Sie enthalten einfache Erklärungen, Spiele und kleine Aufgaben, um Geschichte und die aktuelle Nutzung für jüngere Besucher greifbar zu machen. Sie werden heute gern mitgenommen. Für mich war es eine Gelegenheit, meinen Hintergrund im Design mit pädagogischer Kreativität zu verbinden.
Eine weitere Aufgabe, die mir große Freude bereitete, war die Betreuung des Instagram-Accounts der Bildungsabteilung. Dort erstellte ich Beiträge über unsere Aktivitäten und Gedenktage. Diese Arbeit gab mir die Möglichkeit, mit digitaler Kommunikation zu experimentieren und mich gleichzeitig mit Gedenktagen und historischen Ereignissen in Deutschland auseinanderzusetzen.
Unter all meinen Erfahrungen sticht ein Projekt besonders hervor: „Gemeinsam für ein ‚Nie wieder‘“. Über mehrere Monate nahmen knapp 200 Schülerinnen und Schüler aus Potsdamer Schulen an Workshops über die Verbrechen des NS-Regimes, heutige Formen von Diskriminierung und gesellschaftliche Verantwortung teil. Ich unterstützte die Vorbereitung und Organisation dieser Veranstaltungen und lernte dabei ebenso viel von den Jugendlichen wie sie von uns. Den Höhepunkt bildete Ende Mai eine sehr bewegende Veranstaltung in der Garnisonkirche. Der Holocaust-Überlebende George Shefi reiste aus Israel an und teilte seine Lebensgeschichte mit uns. Seine Erzählung von Verfolgung, Flucht und Resilienz war ein unvergesslicher Moment, und ich fühlte mich privilegiert, Teil einer Initiative zu sein, die Erinnerung lebendig hält und den Dialog zwischen den Generationen fördert.
In der Garnisonkirche zu arbeiten, war etwas ganz Besonderes. Das Gebäude ist nicht nur ein Wiederaufbau, sondern auch ein Symbol für Frieden und Versöhnung. Teil einer Institution zu sein, die diese Werte aktiv an jüngere Generationen weitergibt, war für mich sehr bedeutsam. Gleichzeitig half es mir zu verstehen, wie Geschichte konstruktiv aufgearbeitet werden kann – indem man eine schwierige Vergangenheit in eine Chance für Dialog und Lernen verwandelt.
Über meine Arbeit in der Kirche hinaus bot mir mein Freiwilligenjahr auch die Möglichkeit, im Rahmen von Kooperationen der Garnisonkirche andere kulturelle Einrichtungen der Stadt kennenzulernen. Dazu gehörten das Potsdam Museum, das Museum Barberini, das Filmmuseum Potsdam, das Synagogenzentrum Potsdam sowie die Nikolaikirche. Diese bereichernden Einblicke erweiterten meinen Horizont und zeigten mir, wie Kunst, Geschichte und Erinnerung in unterschiedlichen kulturellen Kontexten der Stadt vermittelt werden.
Rückblickend waren meine (fast) sieben Monate in der Garnisonkirche sowohl fachlich als auch persönlich sehr prägend. Ich hatte die Gelegenheit, zu bedeutungsvollen Projekten beizutragen, mich in neuen Bereichen weiterzuentwickeln und in ein kulturelles und historisches Umfeld einzutauchen, das mich ein Leben lang begleiten wird. Ich bin der Garnisonkirche und dem weltwärts-Programm überaus dankbar für diese Erfahrung.
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