Hans Klohß: Lustgarten des Potsdamer Stadtschlosses, Blick in die Breite Straße mit Garnisonkirche Bildquelle: Potsdam Museum
Friedrich Wilhelm I. beauftragte den Architekten Philipp Gerlach mit dem Bau der Hof- und Garnisonkirche. In der relativ kurzen Bauzeit wurden insgesamt 2,5 Mio. Ziegelsteine verbaut. Die Kirche wurde als Simultankirche für eine vorwiegend lutherische Militär- und eine reformierte Hof- und Zivilgemeinde errichtet und genutzt.
Blick auf die Garnisonkirche, Bildquelle: Potsdam Museum
In Abkehr von der Familientradition ließ sich Friedrich Wilhelm I. nicht in der Berliner Domkirche, sondern in der 1737 errichteten Gruft der Garnisonkirche beisetzen.
Orgel der Garnisonkirche Potsdam, Bildquelle: Archiv der FWG
Johann Sebastian Bach besuchte Potsdam und spielte in Anwesenheit von Friedrich II. auf der Orgel der Garnisonkirche, wobei er das Instrument als „ein gar prächtig Werk“ lobte. Ein Ergebnis der Bach’schen Potsdamreise ist das berühmte „Musikalische Opfer“.
Gruft der Garnisonkirche Potsdam, Bildquelle: Archiv der FWG
Friedrich der Große wollte nicht neben seinem Vater, sondern auf der Terrasse des Schlosses Sanssouci seine letzte Ruhe finden. Gegen seinen Willen wurde er dennoch in der Gruft der Garnisonkirche beigesetzt und erst 1991 umgebettet.
Friedrich Wilhelm Meyer nach F.L. Catel: Zar Alexander I., König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise am Grabe Friedrich II., Bildquelle: Potsdam Museum
Am Grab von Friedrich II. verbrüdern sich Friedrich Wilhelm III. und Luise mit Zar Alexander I. gegen Napoleon.
Napoleon mit seinen Generälen in der Gruft der Garnisonkirche, Bildquelle: Potsdam Museum
Angeblich hat Napoleon beim Besuch des Grabes von Friedrich dem Großen den berühmten Satz ausgesprochen: „Wenn dieser noch lebte, stünde ich nicht hier!“
Kanzel der Garnisonkirche Potsdam, Bildquelle: Archiv der FWG
Die Union von Reformierten und Lutheranern wurde mit einem gemeinsamen Abendmahl der königlichen Familie, des Hofes und der Militär- und Zivilgemeinde in der Garnisonkirche vollzogen. Mit der preußischen Union sollte kein Glaubensbekenntnis in das andere übergehen, sondern beide Kirchen waren zur Versöhnung aufgerufen, um im Geiste Christi eine neu belebte evangelische Kirche zu bilden.
Otto Becker am Spieltisch der Garnisonkirche Potsdam, Quelle: Familienarchiv Spielhagen, Berlin (privat)
Vor allem Professor Otto Becker trug dazu bei, dass ab 1910 die Garnisonkirche zu einem wichtigen Ort der Kirchenmusik wurde. Während seiner Zeit als Organist der Garnisonkirche erklangen über 2000 Glockenkonzerte, dazu fanden Orgelkonzerte, geistliche Konzerte sowie Kammermusiken statt. Otto Becker spielte auch die Orgel der Potsdamer Synagoge.
Aufmarsch der bündischen und nationalistischen Jugendverbände vor der Garnisonkirche ca. 1930, Quelle: Bundesarchiv
In der Phase der Weimarer Republik lässt sich in der ehemaligen Residenzstadt Potsdam besonders stark wahrnehmen, wie groß die Skepsis und Ablehnung der Deutschen gegenüber der Demokratie war. Der Phantomschmerz im Blick auf das verlorene Kaiserreich erscheint übermächtig. Zahlreiche Veranstaltungen in und vor der Garnisonkirche belegen einen mit erschreckenden Ressentiments aufgeladenen Nationalismus. Hierfür ein Beispiel: 24. November 1919. Die Deutsch-Nationale Volkspartei lud zu einer Totenfeier zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkriegs in die Garnisonkirche ein. Im Rahmen der Veranstaltung hielt Erich Ludendorff eine agitatorische Rede gegen die Weimarer Republik. Als er endete, sprang unter den Zuhörern ein „Feldgrauer“ auf und rief: "Wenn die Stunde kommt, dann folgen wir Ihnen wieder, General Ludendorff.“ Daraufhin habe sich die versammelte Gemeinde erhoben und „Deutschland, Deutschland, über alles“ gesungen. (Quelle: Anke Silomon, Pflugscharen zu Schwertern Schwerter zu Pflugscharen. Die Potsdamer Garnisonkirche im 20. Jahrhundert, Berlin 2014, S. 38f.)
Der Tag von Potsdam, Bildquelle: Archiv der FWG
Am 21. März 1933 fand in der Garnisonkirche der Staatsakt zur konstituierenden Sitzung des Reichstages statt. Bei der Verabschiedung kam es zum Handschlag Adolf Hitlers mit Reichspräsident Paul von Hindenburg. Das Foto dieser Verabschiedungsszene erfuhr eine starke Verbreitung und wurde als Symbol und Beleg für die Verbindung des national-konservativen, evangelischen Preußen mit der Partei der neuen nationalsozialistischen Regierung interpretiert.
Die Garnisonkirche war das Gotteshaus des in der Nachbarschaft stationierten Infanterieregimentes 9. Einige Offiziere dieses Regimentes beteiligten sich unter Einsatz ihres Lebens an dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944.
Ruine der Garnisonkirche Potsdam, Bildquelle: Archiv der FWG
Beim Luftangriff auf Potsdam, der „Nacht von Potsdam“ am 14. April 1945, brannte das Innere des Kirchenschiffs aus, der Turm mit dem Glockenspiel stürzte teilweise in sich zusammen.
Heilig-Kreuz-Kirche, Bildquelle: Archiv der FWG
Auf Beschluss des Gemeindekirchenrates nannte sich die ehemalige Zivilgemeinde der Garnisonkirche ab dem 25.07.1949 „Heilig-Kreuz-Gemeinde“. Die zerstörte Garnisonkirche erhielt den Namen „Heilig-Kreuz-Kirche“.
Kapelle der Heilig-Kreuz-Gemeinde, Bildquelle: Archiv der FWG
Mit der Einweihung der Heilig-Kreuz-Kapelle im Turm war die Ruine der ehemaligen Garnisonkirche wieder Gotteshaus der Gemeinde.
Sprengung des Turmes, Bildquelle: Lutz Hannemann
Nach einem misslungen Versuch wurde der Turm an einem Sonntag zur Gottesdienstzeit auf Geheiß von Walter Ulbricht gesprengt. Zuvor hatten Stadt und Kirche ein Konzept zur Sicherung der Kirche vorgelegt, was keine Berücksichtigung fand. Wie viele andere kriegsbeschädigte, aber intakte Sakralbauten Ostdeutschlands fiel die Ruine der Garnisonkirche dem ideologisch motivierten „sozialistischen Städtebau“ zum Opfer.
Die 1984 in Iserlohn gegründete Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e.V. (TPG) ließ bereits 1987 das Geläut des Glockenspiels wiederherstellen und übergab es am 14. April 1991 der Stadt Potsdam. Es steht heute auf der Plantage hinter dem Standort der Garnisonkirche.
Ruf aus Potsdam, Bildquelle: Archiv der FWG
Mehr als 100 Persönlichkeiten aus Berlin und Brandenburg unterzeichneten den „Ruf aus Potsdam“, der zum Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam aufruft. Schirmherren der Wiederaufbauinitiative sind Bischof Prof. Wolfgang Huber, Ministerpräsident Matthias Platzeck und Innenminister Jörg Schönbohm.
Potsdamer und Berliner Bürgerinnen und Bürger gründeten auf Initiative des Industrieclubs Potsdam e.V. mit Unterstützung der evangelischen Landeskirche und der Landeshauptstadt Potsdam die Fördergesellschaft. Die FWG ist ein Zusammenschluss von Personen, die den Wiederaufbau der Garnisonkirche und die dortige zukünftige inhaltliche Arbeit befürworten und unterstützen.
Grundsteinlegung, Bildquelle: Archiv der FWG
Aus Anlass des 60. Gedenktages des Bombenangriffs auf Potsdam fand unter großer öffentlicher Aufmerksamkeit am Standort der Garnisonkirche ein liturgisch gestalteter Festakt mit der Grundsteinlegung statt.
Gottesdienst anlässlich der Gründung der Stiftung Garnisonkirche Potsdam, Bildquelle: Archiv der FWG
Die Gründung der Stiftung Garnisonkirche Potsdam wurde im Anschluss an einen Gottesdienst mit Bischof Prof. Wolfgang Huber vollzogen. Zweck und Ziel der Stiftung ist der Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam als Stadtkirche, Friedens- und Lernort.
Einweihung der Kapelle an der Garnisonkirche, Bildquelle: Archiv der FWG
Mit einem feierlichen Gottesdienst hat die temporäre Kapelle an der Garnisonkirche, die auch eine Ausstellung zur Geschichte und Zukunft der Garnisonkirche beherbergt, ihren Dienst aufgenommen. Seit März 2011 gibt es eine Pfarrstelle am Ort, sodass dort wöchentlich Gottesdienste und zahlreiche andere Veranstaltungen gefeiert werden.
Pressekonferenz nach Erteilung der Baugenehmigung, Bildquelle: Stiftung Garnisonkirche Potsdam
Die Stadt Potsdam hat der Stiftung Garnisonkirche die Baugenehmigung für den ersten Bauabschnitt, den Turm der Garnisonkirche, erteilt.
Einweihung der Wetterfahne, Bildquelle: Charlotte 25, Potsdam
Als eines der größten Einzelbauteile wurde die originalrekonstruierte Wetterfahne im Beisein des Ehrenkurators der Stiftung, Bundespräsident a. D. Dr. Richard von Weizsäcker, am Baufeld aufgestellt. Dort steht sie, bis sie mitsamt der Haube auf den Turmschaft gehoben werden kann und ihn mit einer Gesamthöhe von fast 90 Metern vervollständigt.
Der Ratsvorsitzende der EKD, Dr. Nikolaus Schneider, gibt der temporären Kapelle an der Garnisonkirche den Namen „Nagelkreuzkapelle“ - am 20. Juli 2014, dem 70. Jahrestages des Widerstands und dem zehnten Jahrestag der Verleihung des Nagelkreuzes. In der Nagelkreuzkapelle ist eine Profilgemeinde zu Hause, die vom Dreiklang „Geschichte erinnern, Verantwortung lernen, Versöhnung leben“ geleitet ist.
Am 29. Oktober 2017 gab es einen großen Gottesdienst zum Baustart. Rund 700 Unterstützerinnen und Unterstützer, Sponsorinnen und Sponsoren, Ehrenamtliche, Mitarbeitende und weitere Gäste feierten mit. Während des Gottesdienstes haben Kritikerinnen und Kritiker Plakate hochgehalten. Einige verhielten sich nicht rechtskonform, so dass sich der gesamte Gottesdienst unter Polizeipräsenz und lauten Störungen ereignete. Die Predigt hielt der Kuratoriumsvorsitzende Prof. Dr. Wolfgang Huber. "Der Turm soll wieder werden, was er für Jahrhunderte war: ein architektonisches Zeichen in der Stadtlandschaft", sagte der langjährige Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg. "Und er soll werden, was er noch nie war: ein Zentrum für Frieden und Versöhnung."
Rede Henning von Tresckow anlässlich der Konfirmation seiner beiden Söhne in der Garnisonkirche am 11. April 1943
Martin Sabrow: Der „Tag von Potsdam“ – Zur Geschichte einer fortwährenden Mythenbildung
Garnisonkirche (Potsdam) auf Wikipedia