03/21/2013 | ZEITZEUGEN-GESPRÄCH „Wir waren voller Hoffnung“

Einen zu hören, der am 21. März 1933 dabei war – das ließen sich viele nicht entgehen: Die Kapelle an der Breiten Straße war voll besetzt, als der ehemalige Potsdamer Pfarrer Wilhelm

Einen zu hören, der am 21. März 1933 dabei war – das ließen sich viele nicht entgehen: Die Kapelle an der Breiten Straße war voll besetzt, als der ehemalige Potsdamer Pfarrer Wilhelm Stintzing am Dienstagabend erzählte, wie er als junger Mann den sogenannten „Tag von Potsdam“ erlebte (siehe Interview auf den Sonderseiten 12 und 13).

Dem heute 98-Jährigen, 1914 in Omaruru (Namibia) geborenen Zeitzeugen stand der Historiker Thomas Wernicke zur Seite. Zunächst führte Wernicke in die Thematik ein und klärte auf, warum es gerade der 21. März sein sollte, ein Dienstag. Der Frühlingsanfang mag eine Rolle gespielt haben; Hauptbezug war der 21. März 1871, Tag der Eröffnung des ersten Reichstages des deutschen Kaiserreichs und Tag der Ernennung Otto von Bismarcks zum ersten Reichskanzler. Ferner berichtete Wernicke, dass das berühmte Handschlag-Foto von Hitler und Hindenburg nicht inszeniert wurde sondern ein zufälliger Schnappschuss des Korrespondenten der „New York Times“, Theo Eisenhart, war.

Ferner berichtete Wernicke, dass die Potsdamer Fensterplätze an Schaulustige zum besseren Sehen vermieteten. Die Schaufenster seien geschmückt worden, oft „mit den vier Eisheiligen“ – Friedrich der Große, Wilhelm II., Adolf Hitler und Paul von Hindenburg. Stintzing erinnerte sich, am „Tag von Potsdam“ als frischgebackener Abiturient „in bester Stimmung“ gewesen zu sein. „Wir waren voller Hoffnung.“ Später, im Krieg war, Stintzing entsetzt, als er von deutschen Gräueltaten hörte: „Wenn Menschen Macht über andere haben, werden sie oft zu Schweinen.“ (PNN vom 21.03.2013, von gb)

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