POTSDAM / INNENSTADT – Mit Zahngold wird die Garnisonkirche unter anderem wiederaufgebaut. Natürlich nur mittelbar. Der am Sonnabend in der Garnisonkapelle übergebene Spendenscheck in Höhe von 6812 Euro hat eine ungewöhnliche Geschichte. Ruth und Uwe Swaneburg sind Zahnärzte in Soest (Nordrhein-Westfalen). Jedes Jahr spenden sie den Zahngold-Erlös ihrer Praxis für einen guten Zweck. „Es gibt ja immer wieder Kronen, Brücken, Prothesen, die erneuert werden müssen. Wir fragen unsere Patienten: ,Möchten Sie das Zahngold mitnehmen oder spenden?’“ Das Gold wird an ein Scheideunternehmen geschickt. In diesem Jahr profitierte man vom emporgeschnellten Goldpreis.
Aber warum kommt der zu Geld gemachte Goldsegen ausgerechnet einer Kirche zugute, die nicht gerade in Soester Sichtweite steht? Nicht mal familiäre oder berufliche Kontakte nach Potsdam haben Swaneburgs. Dafür haben sie eine klare Vorstellung von dem, was sie nicht so gut finden: „Wir finden es schade, wenn Städte so verhunzt wiederaufgebaut werden“, erzählte das sympathische Paar nach der Übergabe des Schecks an die Fördergesellschaft Wiederaufbau Garnisonkirche (FWG). In ihrer Heimatregion gibt es „verhunzte“ Nachkriegsarchitektur zuhauf; in Potsdam kann man Bausünden noch teilweise verhindern. Die Kirche geriet in das Gesichtsfeld des Paars, als es sich vor einer Urlaubsreise intensiv über die Region informierte. Überrascht hat Swaneburgs vor allem eins: „Dass man hier so überrascht war von unserem Angebot. Die Spendensammlung ist wohl noch nicht so ins Rollen gekommen.“
Offiziell fließt das Geld in die Rekonstruktion der Turm-Wetterfahne, die derzeit in einer Werkstatt im sächsischen Ottendorf-Okrilla für 190 000 Euro gefertigt wird und im November an der Breiten Straße aufgestellt werden soll. Die Fahnensymbole – ein Adler blickt zur Sonne empor – seien lange missverstanden worden, erklärte FWG-Schriftführer Burkhart Franck: „Es wurde behauptet, der preußische Adler greift die französische Sonne an“ In Wahrheit steht der Adler, der der Legende nach als einziges Tier direkt in die Sonne blicken kann, für etwas anderes: „Für die Seele, die zu Gott strebt.“
Mit einem Spenderziegel wurden Swaneburgs belohnt. Ihre Patienten werden auf der Internetseite der Praxis über den segensreichen Verbleib des Zahngolds informiert. (MAZ vom 27.02.2012, von Ildiko Röd)