Innenstadt – Mitglied der Fördergeselschaft zum Wiederaufbau der Garnisonkirche wollte er dann doch nicht werden. Aber immerhin, für 100 Euro erstand Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) gestern einen Spenderziegel. Auf Einladung der CDU-Bundestagsabgeordneten Katherina Reiche hatte er die Ausstellung in der Breiten Straße besucht und sich die Schau im Eiltempo erklären lassen. Fördergesellschafts-Vorstandsmitglied Burkhart Franck und Kirchenhistoriker Andreas Kitschke lieferten die Geschichte des Gotteshauses im Zeitraffer – der Minister war sichtlich beeindruckt. „Erst 1968 wurde der Kirchturm gesprengt?“, fragte er ungläubig und schüttelte dann den Kopf. „Bescheuert!“ Eine Anekdote steuerte Schäuble selbst bei. In den 80er Jahren, berichtete er, habe DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker einen Brief an das damalige Oberhaupt des Hauses Hohenzollern, Prinz Louis Ferdinand, geschrieben. „Selbst die Anrede war formvollendet: ,Kaiserliche Hoheit’“, schmunzelte Schäuble. Honecker habe darum gebeten, den Sarg Friedrichs II. vom Hohenzollern-Sitz in Baden-Württemberg nach Potsdam zu überführen. Nach einer Beratung mit Helmut Kohl, an der er, Schäuble, als Kanzleramtschef teilgenommen hatte, habe der Prinz geantwortet, die Überführung werde veranlasst, wenn Deutschland wiedervereinigt sei. „Keiner hatte ja geglaubt, dass das dann so schnell gehen würde.“
Der Fördergesellschaft wünschte Schäuble „viel Kraft, Zuspruch und Unterstützung“ und riet: „Sie brauchen einen Ludwig Güttler.“ Der berühmte Trompeter hatte sich bekanntlich werbewirksam für den Wiederaufbau der Dresdener Frauenkirche engagiert. Es sei ein gutes Signal, wenn „mutwillig zerstörte Gotteshäuser“ durch Bürgerengagement wiedererstehen könnten, sagte Schäuble, der sich auch für die Idee eines Versöhnungszentrums begeisterte. Er sei für den Wiederaufbau der Garnisonkirche, „weil die Wunden von Krieg und Diktatur heilen müssen“. Peer Straube