Die Förderer der Potsdamer Garnisonkirche wehren sich gegen Kritik. Der Wiederaufbau der 1968 als Kriegsruine gesprengten Barockkirche sei die “Wiedergutmachung eines Kulturfrevels”, erklärte die Fördergesellschaft für die Garnisonkirche am Sonntag in Potsdam. Weder der Luftangriff vom April 1945 auf die Potsdamer Stadtmitte noch der Abriss der Kirche in der DDR seien gerechtfertigt gewesen.
Der Wiederaufbau der Garnisonkirche ebenso wie der des Stadtschlosses sei eine “materielle und ideelle Heilung der Potsdamer Mitte” und diene zugleich der Belebung der Innenstadt, hieß es weiter. Ziel sei dabei auch, das Bauwerk für Kulturveranstaltungen zu nutzen sowie als “neues Angebot für Suchende und Glaubende” zu gestalten.
Besondere historische Bedeutung der Kirche
Ein weiteres Ziel sei die “Wiedergewinnung unserer Geschichte”, hieß es weiter. Die Kirche sei “in besonderer, symbolhafter Weise” mit der preußischen und der deutschen Geschichte verknüpft. “Deshalb sollen hier Verzerrungen des Geschichtsbildes korrigiert, der Widerstand des 20. Juli 1944 geehrt und das Handeln für die Gemeinschaft aus christlicher Verantwortung unterstützt werden.”
Die Behauptung, die Garnisonkirche stehe seit dem “Tag von Potsdam” am 21. März 1933 für die Verbindung Preußens mit dem Nationalsozialismus, sei inzwischen widerlegt, argumentieren die Förderer weiter. “Man glaubte sogar, Hitler ‘eingebunden’ zu haben.” Die Kirche wurde an dem Tag von den Nazis zur Inszenierung der Reichstagseröffnung genutzt, während zahlreiche sozialdemokratische und kommunistische Abgeordnete bereits verhaftet oder auf der Flucht waren.
Das Argument, eine Mehrheit der Bevölkerung lehne den Wiederaufbau ab, sei zwar “vermutlich ursprünglich richtig” gewesen, hieß es weiter. Inzwischen unterstütze jedoch eine “regelrechte Bürgerbewegung” das Projekt. So habe die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung dem Wiederaufbau zugestimmt. Die Stadt ist auch Mitglied der kirchlichen Garnisonkirchen-Stiftung.
Kritiker nennen Vorhaben einen “musealen Prunkbau”
Die Bürgerinitiative “Potsdam ohne Garnisonkirche” hatte in der vergangenen Woche erneut ein Aus für die Pläne gefordert und die Stadt zum Austritt aus der Stiftung aufgerufen. Die Einwohner Potsdams benötigten keine “weiteren musealen Prunkbauten” in der Innenstadt, sondern “lebendige Orte des kulturellen Austausches”, hieß es. Im städtischen “Bürgerhaushalt” hatte 2012 die Forderung, keine öffentlichen Gelder für das Bauvorhaben auszugeben, die größte Zustimmung erhalten.
Der Wiederaufbau der Garnisonkirche wird seit den 90er Jahren geplant. 2005 wurde der Grundstein gelegt, im November 2012 wurde der Bauantrag bei der Stadtverwaltung eingereicht. Das rund 100 Millionen Euro teure Bauprojekt soll aus Spenden finanziert werden. Zunächst soll bis zum 500. Reformationsjubiläum 2017 für rund 40 Millionen Euro der Turm nachgebaut werden. Der Wiederaufbau ist nach Stiftungsangaben das derzeit größte Kirchbauprojekt in der Evangelischen Kirche in Deutschland. (rbb Nachrichten vom 20.01.2013)