Stiftung will anlässlich des 70. Jahrestags des Attentats auf Hitler an den Widerstand in Potsdam erinnern.
Innenstadt – Für die einen ist die Garnisonkirche das Symbol für den Militarismus in Deutschland schlechthin, für die anderen soll sie zum Ort des Widerstands gegen die Staatsgewalt werden. Letztere wollen in der kommenden Woche in der temporären Kapelle der geplanten Kirche an das gescheiterte Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 erinnern. Mit einer Podiumsdiskussion, Workshops und Lesungen für Schüler des Gymnasiums Hermannswerder wollen die Stiftung Garnisonkirche und die Fördergesellschaft zum Wiederaufbau der Garnisonkirche ihre Reihe „Demokratie stärken“ fortsetzen.
Bereits in den vergangenen Jahren haben Stiftung und Fördergesellschaft mehrere Schülerprojekte veranstaltet, so mit Jugendlichen des Humboldt-Gymnasiums anlässlich des 80. Jahrestages der Bücherverbrennung. Die Garnisonkirche als Ort der Erinnerung und Versöhnung zu etablieren, ist auch Anliegen von Pfarrerin Cornelia Radeke-Engst, die vor wenigen Tagen ihr Amt antrat. Das umstrittene Gotteshaus soll so von seinem Stigma als Militärkirche befreit werden.
Für die Attentäter des 20. Juli 1944 werde es in dem Neubau der Kirche einen Gedenkraum geben, so Radeke-Engst. Die Garnisonkirche war demzufolge ihre Hauskirche. „Es gibt keine andere Kirche, die soviel Teilnehmer des Attentats und auch Hingerichtete hatte wie die Garnisonkirche“, sagt die Pfarrerin. Sie zeigt auf den Bau gegenüber der provisorischen Kapelle am Ort der einstigen Barockkirche: Dort, hinter dem IHK-Gebäude in der Breiten Straße habe sich das 9. Infanterieregiment befunden – der Ort, an dem Offiziere wie Henning von Tresckow oder Ferdinand von Lüninck stationiert waren.
Eröffnet werden soll die neue Reihe am kommenden Montag um 19 Uhr mit einer öffentlichen Podiumsdiskussion „Wie viel Gehorsam schulden wir dem Staat? Widerstand – Recht oder Pflicht in der Demokratie?“ Als Gäste werden der ehemalige Ministerpräsident Matthias Platzeck und Spiegel-Chefredakteur Nikolaus Blome erwartet. Ebenfalls mit auf dem Podium: der Direktor des Militärhistorischen Museums in Dresden, Matthias Rogg, und Elisabeth Ruge als Vorstandsmitglied der Berliner Stiftung „20. Juli 1944“ und Enkelin des von den Nationalsozialisten ermordeten Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg. Des Weiteren sind eine Lesung aus dem Briefwechsel des Ehepaars Moltke und ein Vortrag über Potsdam als eines der Zentren des gescheiterten Hitler-Attentats geplant.
An den Vormittagen der kommenden Woche sind es hingegen die Elftklässler des Gymnasiums Hermannswerder, die zusammen mit Zeitzeugen, Historikern und Journalisten Aufarbeitung betreiben sollen. Die Schüler könnten, sagt Stephanie Hochberg, Organisatorin der Projektwoche, sich so nicht nur an der Schule, sondern an einem authentischen Ort mit Geschichte auseinandersetzen und in Bezug zu ihrem aktuellen Lebensumfeld setzen. „Sich unabhängig von der Peer-Group machen und innere Koordinaten entwickeln – ab wann sage ich eigentlich nein – das kann man aus der Geschichte lernen“, so Hochberg. Ähnliches erwartet auch Elftklässlerin Maja Toaspern von der Projektwoche: In ihrem Geschichtsleistungskurs habe sie sich bereits viel mit Widerstand befasst, sagt die 17-Jährige, „aber ich habe noch sehr viel Diskussionsbedarf zu der Frage, wie können wir eigentlich Widerstand leisten in unserem Staat“. (Potsdamer Neueste Nachrichten, 25.06.2014, von Grit Weirauch)
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