Innenstadt – Die Stiftung Garnisonkirche will am 12. November dieses Jahres den Bauantrag für den Wiederaufbau des Turms der Potsdamer Barockkirche stellen. Das bestätigte Stiftungsvorstand Peter Leinemann am Donnerstag den PNN. Zunächst werde das Fundament errichtet. Für den Hochbau seien weitere Spenden nötig. Die Kosten des Turmes betragen 40 Millionen Euro. Fertigstellungstermin ist der 500. Jahrestag der Reformation am 31. Oktober 2017. Indes ist die Forderung, die Garnisonkirche nicht mit städtischen Geldern zu fördern, mit 8023 Punkten Spitzenreiter bei den Voten für den Bürgerhaushalt 2013/14. Allein in den letzten Tagen kamen 700 Punkte dazu.
Parallel zeichnet sich ein offener Streit zwischen der Stiftung und der Fördergemeinschaft zum Wiederaufbau der Garnisonkirche (FWG) ab. Mit teils scharfer Kritik nahmen FWG-Mitglieder am Mittwochabend auf einer Veranstaltung in der temporären Kapelle in der Breiten Straße zur Kenntnis, dass die Stiftung den Bauantrag für den ursprünglichen Architekturentwurf des Berliner Büros Hilmer & Sattler und Albrecht einreichen will. FWG-Vorsitzender Burkhart Franck: „Das ist ein Streit zwischen uns und der Stiftung, der noch nicht entschieden ist.“
Streitobjekt ist der Kapellenraum des Kirchenturms. Hilmer & Sattler und Albrecht planen einen achteckigen, 16 Meter hohen Raum. Viele FWG-Mitglieder wünschen sich jedoch die Turmkapelle, wie sie in den 1950er Jahren entstand und bis zur Turmsprengung 1968 genutzt wurde. Im Zuge dieser Diskussion lud die Stiftung zu Alternativvorschlägen ein, dem der Architekt Christopher Kühn folgte. Dessen Entwurf rückt auch von den engen Verhältnissen der DDR-Kapelle ab; sieht aber einen flacheren, einfacheren Raum mit viereckiger Grundfläche vor. Der Kühn-Entwurf findet, so die Reaktionen, großen Gefallen bei den anwesenden FWG-Mitgliedern. Auch Barbara Kuster, Bürgerinitiative Mitteschön, votiert für den Kühn-Entwurf.
Den allerdings hat das Kuratorium nie gesehen, bestätigten Franck als auch Leinemann. Vielmehr begutachtete es lediglich durch Hilmer & Sattler und Albrecht vorgenommene Anpassungen des eigenen Vorschlages unter Berücksichtigung des Kühn-Entwurfs. Diese Änderungen seien kaum erkennbar, erklärte Franck. Allerdings habe das Kuratorium – Mitglieder sind u. a. Bischof Wolfgang Huber, Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und Ex-Landesminister Jörg Schönbohm (CDU) – erklärt, „uns überzeugen die Veränderungen nicht, wir bleiben beim Ursprungsentwurf“, so Leinemann.
Die Kritiker des Ursprungsentwurfs hoffen nun auf ein Gespräch am 4. Dezember zwischen der FWG und Kuratoriumsmitgliedern. Franck erklärte, er habe die Zusicherung, dass der Bauantrag später noch geändert werden könne. Dies bestätigte Leinemann. Der Kapellenraum betreffe die Statik kaum. Unter den FWG-Mitgliedern wird dieses Verfahren mit Skepsis betrachtet. Ein Mitglied: Bei Nichtbeachtung des Kühn-Entwurfs „kündigen wir der Stiftung die Freundschaft und fördern den Stadtkanal“. (PNN vom 19.10.2012, von Guido Berg)