Die Debatte über die Potsdamer Garnisonkirche reißt nicht ab. Ein Jurist des Humanistischen Verbandes hat der Stadt jetzt rechtswidriges Verhalten bei der Förderung vorgeworfen. Stadt und Kirche sehen das anders.
Potsdam – Potsdamer Garnisonkirche hat der Jurist Thomas Heinrichs vom Humanistischen Verband der Stadt vorgeworfen, das Vorhaben rechtswidrig zu unterstützen. Die Mitgliedschaft in der kirchlichen Stiftung für den Wiederaufbau verstoße gegen das Verfassungsgebot der Trennung von Religion und Staat, sagte der Rechtsanwalt den PNN. Die Stadt und die evangelische Landeskirche wiesen die Vorwürfe zurück.
Die Beteiligung an der Stiftung sei nicht rechtswidrig, sagte Stadtsprecher Stefan Schulz dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Stadtverordneten hätten im Mai 2008 entschieden, dass die Stadt Potsdam der Garnisonkirchenstiftung als Mitstifterin beitreten und ein Mitglied ins Kuratorium entsenden solle.
Den Aussagen Heinrichs liege ein falsches Verständnis der Neutralität des Staates zugrunde, sagte der Sprecher der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Volker Jastrzembski dem epd. Die Stadt engagiere sich durch die Mitgliedschaft in der Stiftung für die Wiederherstellung des Potsdamer Stadtbildes: “Es ist nicht erkennbar, dass dadurch die Neutralität verletzt wird.” Die Stadt Potsdam engagiere sich zudem auch für andere Religionsgemeinschaften wie die jüdische Gemeinde.
Es sei nicht Aufgabe des Staates, einen Sakralbau zu errichten, argumentiert Heinrichs. Stadt und Land dürften zwar den Bau religiöser Einrichtungen fördern, sie dürften jedoch nicht Mitglieder einer religiösen Organisation wie in diesem Fall der Stiftung für Wiederaufbau werden: “Dem Staat und hier der Stadt ist es untersagt, selber Bauherr einer Kirche zu sein.”
Fraglich sei auch, ob die Bereitstellung des Grundstücks rechtmäßig sei, betonte Heinrichs weiter. Auch hier gelte der Grundsatz, dass alle Religionsgemeinschaften gleichberechtigt gefördert werden müssten. Andere Religionsgemeinschaften würden in Potsdam jedoch keine vergleichbaren Grundstücke “in bester Innenstadtlage” von der Stadt bekommen: “Diese einseitige Förderpraxis halte ich für bedenklich.”
Die Garnisonkirche wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und in der DDR abgerissen. Als erster Bauabschnitt soll zunächst für rund 40 Millionen Euro der Turm wiedererrichtet werden. Die Finanzierung ist weiter offen. In der vergangenen Woche hatte auch Vize-Kanzler Sigmar Gabriel (SPD) zu Spenden aufgerufen. Am Freitag wurde eine Rekonstruktion der acht Meter hohen Wetterfahne am Baugrundstück aufgestellt. (Potsdamer Neueste Nachrichten, 12.05.2014, von Henri Kramer)
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