Brandenburgs früherer Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) sprach sich jetzt in der Berliner Wochenzeitung „Die Kirche“ erneut für die Rekonstruktion der Garnisonkirche aus. Deren Wiederaufbau ist vor allem wegen der von den Nazis am 21. März 1933 in der Kirche inszenierten Reichstagseröffnung umstritten.
Die Turm-Kapelle könne ein Ort des Dialogs für ein friedliches Zusammenleben „von Christen, Juden, Muslimen und Atheisten zum Wohl der Gesellschaft“ werden, so Stolpe, der dem Kuratorium der Stiftung für den Wiederaufbau angehört. „Wir brauchen kein Gezänk über Geschichtsdeutungen.“ Intoleranz, Gewalt, Rassismus und Antisemitismus müsse entschlossen begegnet werden, forderte Stolpe. Dafür könne die Kirche genutzt werden.
Der Stadtverordnete Sandro Szilleweit (Die Andere), Sprecher der Bürgerinitiative „Potsdam ohne Garnisonkirche“, kritisierte, das theologische Konzept für den Wiederaufbau sei unverständlich. Die Kirche werde von den Einwohnern abgelehnt. „Die Stadtbevölkerung liebt sie nicht, denn sie war und ist nicht ihre Kirche, sondern die des Hofes und der Garnison.“ Die knappen Mittel von Staat und Kirche dürften nicht für den teuren Nachbau einer Kirche ausgegeben werden, die nicht für Gemeindemitglieder benötigt werde. Es sei niemandem vermittelbar, dass die Landeshauptstadt „keinen Fußballplatz für Kinder bauen kann, aber an anderer Stelle Millionen für Grundstücksschenkungen, Baufeldfreimachungen und die Kopie der Garnisonkirche ausgibt“.
Nach bisheriger Planung soll bis 2017 der Turm der Kirche für rund 40 Millionen Euro wieder aufgebaut werden. Der Bau des Kirchenschiffs soll weitere 60 Millionen Euro kosten. Der Wiederaufbau soll aus Spenden finanziert werden. Der Grundstein wurde bereits 2005 gelegt. Die Bauarbeiten für den Turm wurden bereits mehrfach verschoben und sollen nach aktueller Planung Anfang 2014 beginnen. (MAZ/epd 5.04.2013)