POTSDAM / INNENSTADT – Es begann mit einer kleinen Panne. Als Jörg Schönbohm die Balustrade der Garnisonkirche mit einem kräftigen Zug feierlich enthüllen wollte, hatte er plötzlich nur noch die Schnur in der Hand. Die sandsteinerne Vase mit den Flammen blieb hinter der weißen Plane verborgen. Erst in gemeinsamer Arbeit mit dem Architekten und Peter Leinemann von der Stiftung Garnisonkirche ließ sich das Eckstück der Turm-Balustrade enthüllen.
„Die Garnisonkirche kommt, heute geben wir das Signal“, rief Schönbohm den vielen Schaulustigen zu, die trotz Nieselregens gekommen waren. Der ehemalige Innenminister von Brandenburg setzt sich als stellvertretender Vorsitzender der Stiftung für den Wiederaufbau der Kirche ein
Rosemarie Oback ist glücklich, an diesem denkwürdigen Tag dabei zu sein. Wenn sie an die Zerstörung der Kirche denkt, wird die gebürtige Potsdamerin wütend: „Das hat uns Walter Ulbricht, der elende Lump eingebrockt“, empört sie sich über die 1968 von der SED befohlene Sprengung. Gerne würde die 80-Jährige erleben, dass die Kirche wieder in voller Pracht steht. Die alte Garnisonkirche kennt sie nur von außen. „Ich hoffe, ich bekomme noch viel vom Wiederaufbau mit.“
Der Bildhauer Andreas Klein hat seit August den Warthauer Sandstein bearbeitet. „Gestern um 16 Uhr habe ich den letzten Schlag gesetzt“, sagt der Potsdamer. An einem Gebäude wie der Garnisonkirche zu arbeiten, sei auch für ihn etwas Besonderes. Bruchstücke, die am Brauhausberg gefunden wurden und historische Fotos haben ihm als Vorlage gedient. „Es ist ein tolles Gefühl, von Beginn an dabei zu sein.“ Er ist extra nach Polen gereist, um den Sandstein auszusuchen. Das Material sei sehr gut zu bearbeiten und wirke wegen der unterschiedlichen Farbnuancen besonders natürlich. Ob er auch die anderen Sandsteinelemente gestalten wird, weiß er noch nicht. „Ich werde mich auf jeden Fall dafür bewerben“, sagt Andreas Klein. (MAZ vom 24.12.2011, Von Christian Zielke)