Spenden kann Spaß machen, wenn der Einsatz so gewürdigt wird wie bei einem Benefizkonzert in Potsdam, wo man es nicht bei einer nüchternen Spendenbescheinigung beließ. So viel Ansporn tut gut.
Am Pfingstsonntag luden mich Freunde aus Venezuela ein zu einem Konzert in die Friedenskirche von Potsdam. Das Kammerorchester aus Ahrensburg, einer kleinen Stadt in Schleswig-Holstein, die mit Stolz den Titel “schönste Nachbarin Hamburgs” trägt, glänzte mit Beethovens Sinfonie Nr. 2 und seinem herrlichen D-Dur-Violinkonzert.
Die Musiker spielten gut, der Solist Christian Färber auch. Erst in der Pause erschloss sich mir das Besondere dieses Nachmittags: Es war ein Benefizkonzert, dessen Erlös zur Gänze in den Wiederaufbau der Garnisonkirche fließt.
Dazu animierte in der Pause vor dem Eingang ein freundliches Heer freiwilliger Helfer zum Kauf von Ziegelsteinen. Verpackt in Plastiktüten, gab es sie aus noch feuchtem, weichem Ton, also ungebrannt.
Schmutzige Finger, glänzende Stimmung
Aus einem Setzerkasten konnte man sich Buchstabenstempel aussuchen, um damit auf einem Brett einen Namen oder ein Zitat zusammenzustellen, was später auf diesen eingedrückt wurde. Das machte zwar schmutzige Finger, aber auch viel Spaß.
Die Sonne schien, die Stimmung war ausgezeichnet – und im Handumdrehen wurde ich Käuferin eines Ziegelsteins für die Garnisonkirche und prägte auf ihn den Namen meiner Tochter.
“Sie bekommen auch eine Spendenquittung”, bekräftigte ein netter junger Mann, der sich sorgfältig Namen und Adresse notierte. Vor ein paar Tagen erreichte mich ein großes, eher dickes Briefkuvert.
Ich gebe zu, ich hatte das Benefizkonzert fast schon vergessen. Nun hielt ich eine Broschüre der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche e. V. in Händen. Darin lag ein freundlicher Brief des Schatzmeisters, dass mein Ziegelstein “beim Wiederaufbau des Kirchenturms in einem der Treppenhäuser sichtbar angebracht wird”.
Donnerwetter. Und wie versprochen kam auch die Spendenbescheinigung.
Eine Urkunde aus Büttenpapier
Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte, war eine Urkunde über meinen “Garnisonkirchen-Ziegel” auf dunkelbeigefarbenem Büttenpapier mit einem schönen, mehrfarbig gestalteten Querabriss der erst 1968 von den Kommunisten gesprengten Ruine des prächtigen Barockbaus aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Ja, so macht Spenden Spaß! Das Modell für all dies war sicherlich die Dresdner Frauenkirche. Im Herbst 1990 sah ich ihre Ruine das erste Mal; bei der Einweihung im Herbst 2005 war ich dabei: Unvergesslich!
Wir brauchen den Mut zum historischen Wiederaufbau prägender Monumente unserer von Krieg – und vor allem Nachkrieg – malträtierten Städte. (Die Welt, 04.08.2013, von Hildegard Stausberg)