12/15/2015 | "Keine Geschichte mit Zuckerguss"

Der Berlin-brandenburgischer Oberkirchenrat Martin Vogel predigt in der Potsdamer Nagelkreuzkapelle zum dritten Advent.

OKR Martin Vogel in der Nagelkreuzkapelle, Quelle: Töpelmann

OKR Martin Vogel in der Nagelkreuzkapelle, Quelle: Töpelmann

„Wir sagen euch an, eine heilige Zeit“ – als die Strophe aus dem Adventslied in der Nagelkreuzkapelle von zahlreichen Gottesdienstbesuchern gesungen wurde, mag mancher die Widersprüchlichkeit gespürt haben, die es in den Wochen vor Weihnachten dazu gibt. Der Theologische Vorstand der Stiftung Garnisonkirche, Martin Vogel, nahm in seiner Predigt das auf: „Das ist keine  Geschichte mit Zuckerguss“, sagte der Pfarrer zur biblischen Geschichte des Täufers Johannes. Im Matthäusevangelium werde geschildert, wie der unbequeme Sonderling einen Erlöser ansage, eine Rettung mit einer neuen Perspektive. Doch Johannes falle der Willkür des Herodes zum Opfer und sei enthauptet worden. Sein Kopf wurde im Königspalast öffentlich zur Schau gestellt. „Können wir Menschen hinzulernen?“, fragte Vogel im Blick auf die politische Weltlage.  

Mit klarer Orientierung am biblischen Text des Evangelisten ging Vogel auf das Kernanliegen des Matthäus ein. Der Schreiber aus jüdischer Tradition wolle zeigen, dass die Menschheitsgeschichte auf ein besonderes Ziel zulaufe: Der Auftrag des „neuen Mose“, den der biblische Autor ankündige, bestehe in einer großen Rettung des jüdischen Volkes. „Hier wird dem Mensch eine neue Perspektive gegeben“, fasste der Prediger, der im Hauptamt Beauftragter der EKBO bei den Ländern Berlin und Brandenburg ist, den theologischen Gehalt des Matthäus zusammen. Die Menschheit könne, wie bei „Matthäi am Letzten“ zu lesen sei, lernfähig werden. Das sei ein Fingerzeig. „Die Taufe ist das Zeichen einer Lerngemeinschaft aller Menschen“, sagte Vogel zum Schluss seiner Auslegung des Evangeliums.

Liturgisch wirkte das Mitglied der Nagelkreuzgemeinde Katrin Schulze bei der Feier mit.

Dem Abendgottesdienst war ein Adventssingen vorausgegangen, bei dem 30 Sängerinnen und Sänger sowie ein Posaunenchor adventlich-weihnachtliche Lieder unter der Leitung von Kantor Matthias Trommer (Pfingstgemeinde Potsdam) zu Gehör brachten. Die Pfarrerin an der Nagelkreuzkapelle, Cornelia Radeke-Engst, hatte zum Dank Rotkäppchen-Sekt überreicht.

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