POTSDAM / GÖTTINGEN/POTSDAM – „Ursula Suleika von Stein“, so adressierte der bekannte Staudenzüchter, Garten-Poet und Schriftsteller Karl Foerster (1874–1970) seine Briefe an die Tochter von Professor Otto Becker, dem letzten Organisten und Glockenisten der Garnisonkirche zu Potsdam. Suleika nannte der Bornimer Staudenprofessor Ursula Stein, weil sie sich eine „schöne Mädchenhaftigkeit“ bewahrt habe. Und er schrieb ihr eine herzliche Widmung in sein Werk „Der Steingarten der sieben Jahreszeiten“, die sie immer wieder mit großer Freude und Rührung liest.
Briefe Karl Foersters und seiner Frau Eva an Ursula Stein, aber auch Bücher, Pressetexte und Fotos der Familien Foerster und Stein hat die Glockenisten-Tochter jetzt dem Potsdam-Museum geschenkt. Anlass dafür war ihr Umzug in das evangelische Seniorenstift am Klausberg, wo die Wahl-Göttingerin heute ihren 95. Geburtstag begeht. „Ich bin hier in einem großen, sonnigen Zimmer, fühle mich schon recht wohl und erfreue mich an dem schönen Ölbild meiner Mutter mit der Geige (die 1925 verstorbene Geigerin Bianca Becker-Samolewska/K.M.) auf dem Schoß“, sagt die geistig rege Jubilarin, die noch heute von ihren wunderschönen Kindheits- und Jugenderinnerungen zehrt.
Unvergessen ist auch die Freundschaft mit Karl und Eva Foerster. Sie währte Jahrzehnte und wurde von beiden Seiten sorgsam gepflegt. Eva Foerster, geborene Hildebrandt, war vor ihrer Heirat Sängerin. Sie trat auch in Konzerten Otto Beckers in Berlin auf und musizierte mit Ursulas Cellisten-Bruder Curt in Finnland. Seit der Flucht Ursula Steins mit ihren beiden Kindern im November 1945 von Potsdam nach Göttingen entspann sich eine lebhafte Korrespondenz. 1954 porträtierte der bedeutende Kunstmaler Gottfried Stein, zweiter Ehemann Ursula Steins, den großen Gartenzauberer. Das Gemälde hängt seit dem 85. Geburtstag Karl Foersters in der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Zeichnung übernahm Eva Foerster für das von ihr mitherausgegebene Buch „Ein Garten der Erinnerung“.
Dass nach den ersten Schenkungen der Familien Becker/Stein kurz nach der Wende jetzt weitere Exponate nach Potsdam kamen, ist vor allem guten Freunden, wie Diethild Kosmack sowie dem Mediziner-Ehepaar Jeanette und Carl-Christian Lüer zu danken. Sie lösten den Haushalt Ursula Steins auf, so dass der stellvertretende Museumsleiter Hannes Wittenberg in Göttingen fünf Kisten in Empfang nehmen konnte. Die Exponate müssen jetzt gesichtet werden, dann erfolgen Wertung und Erfassung. An dem Leben Frau Steins lässt sich festmachen, dass viele Potsdamer, die nach 1945 weggingen, die Verbindung zu ihrer Stadt aufrecht hielten, so Historikerin Edeltraut Volkmann-Block. (MAZ vom 23.11.11, Von Karin Markert)