POTSDAM / INNENSTADT – Nach anfänglichen Unmutsbekundungen zum Zwei-Millionen-Euro-Segen aus Mitteln von Parteien und Massenorganisationen (PMO) der DDR für den Wiederaufbau der Garnisonkirche hat die Linke in Potsdam ihren Frieden damit gemacht. Der theologische Vorstand der Garnisonkirchenstiftung, Martin Vogel, war am Mittwochabend Gast einer Podiumsrunde im Haus der Linken in der Alleestraße, sein Gesprächspartner war Rolf Kutzmutz, in der Wendezeit SED-Kreischef, aktuell Vorsitzender des städtischen Bauausschusses, moderiert wurde die Runde vom Kreisvorsitzenden Günther Waschkuhn.
Kutzmutz bekannte gleich zu Beginn „ausdrücklich“, dass es für ihn „nicht darum geht“, das Projekt „an sich in Frage zu stellen“. 1966 nach Potsdam gekommen, habe er sich der Garnisonkirche „im Streit genährt“. 1968 wurde ihr Turm gesprengt. In den 1980er Jahren hätte man das nicht mehr getan, so Kutzmutz. Die Auseinandersetzung der Linken mit dem Thema schilderte er als Lernprozess und „Gratwanderung“. Seine Fazit: „Wenn Wiederaufbau, dann als Kontrapunkt zur alten Garnisonkirche.“
Das von Vogel geschilderte Nutzungskonzept für den wieder errichteten Kirchturm mit drei Schwerpunkten offene Stadtkirche, Symbolkirche und Ort der Versöhnung entspricht dieser Bedingung, wie seine Gesprächspartner mehrfach versicherten. Kutzmutz: „Ich werde das Konzept immer unterstützen können.“ Eine letzte große Verunsicherung der Linken zum Thema Garnisonkirche hat sich offenbar Ende 2009 mit dem Ausstieg der sehr konservativen Stiftung Preußisches Kulturerbe um Max Klaar gelegt. Nach seiner ersten Begegnung mit Klaar zu Beginn der 1990er Jahre habe er noch „eine völlig andere Meinung“ gehabt, sagte Kutzmutz. Auch Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg meldete sich aus dem Publikum mit der Bemerkung, seine Haltung in den 1990er Jahren sei eindeutig gewesen: „Entschiedene Ablehnung, ganz klare Ablehnung.“ Waschkuhn zu Vogel: „Mit dem Ausscheiden von Klaar ist die Glaubwürdigkeit Ihres Konzeptes für uns klarer.“
Beigelegt ist auch der Streit um das PMO-Geld. So korrigierte Kutzmutz die zu Jahresbeginn vom Kreisvorstandsmitglied Sascha Krämer veröffentlichte Behauptung, dass die Garnisonkirche komplett ohne öffentliche Mittel aufgebaut werden sollte. Krämer äußerte das in einer scharfen Kritik des Einsatzes der zwei Millionen Euro als Initialzündung für den Wiederaufbau. Laut Kutzmutz gab es solch eine Vereinbarung zum Kirchenaufbau jedoch nur zu städtischem Geld. Krämer, der die Podiumsrunde am Mittwoch schweigend verfolgte, hatte an ihrem Zustandekommen größeren Anteil. Nach seiner Erklärung Anfang Januar traf er sich erstmals mit Vogel. Der Kirchenmann gab danach bekannt, das Treffen werde „möglicherweise im größeren Kreis wiederholt“. Am Mittwoch verglich Vogel die Verständigung mit der Linken mit einem „Trial-and-Error-Prozess“. Dabei werden Fehler in Kauf genommen, um Lösungen zu finden. Sein Kompliment an die Gastgeber: Er sei „sicher, dass wir in der Linken einen guten Partner haben“.
Das Gespräch soll fortgesetzt werden. (Von Volker Oelschläger, MAZ vom 03.04.2010)