POTSDAM / INNENSTADT – Die Rekonstruktion des Turms der Garnisonkirche wird 38,6 Millionen kosten und drei bis vier Jahre dauern. Das sagte Christoph Sattler vom federführenden Berliner Architekturbüro Hilmer & Sattler und Albrecht gestern bei der Präsentation der Vorentwurfsplanung in der temporären Kapelle der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau am Langen Stall. Dafür müsse der 2005 errichtete Bogen in der Breiten Straße abgetragen werden. Der Turm erhält einen Aufzug zur Aussichtsplattform. Diese sei ein „enorm attraktiver Ansatz wie beim Reichstag“, findet Sattler. Das Gebäude soll auf 22 Meter tiefen Bohrpfählen gegründet und außen originalgetreu in Backsteinziegelmauerwerk mit Natursteingesimsen errichtet werden. „Die Zwischendecken sind aus Beton geplant“, sagte Sattler. Man gehe davon aus, dass der Bebauungsplan Nr. 1 „Neuer Markt/Plantage“ – noch laufe die Bürgerbeteiligung – bis Jahresende beschlossen wird, hieß es. Zurzeit erfolgt laut Sattler die Klärung der Abmaße und der Höhenlage der Kirche.
Die ursprünglich vorhandenen vier massiven Turmpfeiler werden zugunsten eines zentralen, bis zu 160 Personen fassenden, modernen Andachtsraumes aufgeweitet, in dem sich Besucher über die Geschichte des Gotteshauses und den Widerstand des 20. Juli informieren können. Darauf habe man sich im Stiftungskuratorium verständigt, sagte Johann-Peter Bauer, Chef der Fördergesellschaft. Die historische Kubatur des Turmkreuzes – bis zur Kirchensprengung 1968 als Heilig-Kreuz-Kapelle genutzt –, soll im Boden markiert werden, sagte Alt-Bischof Wolfgang Huber vom Kuratorium, denn diese Nutzung sei ein „starkes Argument gegen den Kulturfrevel“ gewesen.
„Soweit waren wir noch nie“, freute sich Peter Leinemann, Verwaltungsvorstand der Garnisonkirchen-Stiftung. Jetzt habe man etwas Konkretes in der Hand, um erfolgreiche Gespräche mit potenziellen Finanziers führen zu können. In diesem Sinne hoffe er demnächst „auf einen großen Schritt“ voran. Aktuell sei eine Million Euro in der Kasse. Davon sollen die Schnittstellen zum zweiten Bauabschnitt, dem Kirchenschiff, ausgelotet und die Wetterfahne nachgebaut werden. Die Vorentwürfe sind laut Leinemann unter anderem von den zwei Millionen Euro aus „DDR-Unrechtsvermögen“ bezahlt worden. Seit der Stiftungsgründung 2008 habe man rund vier Millionen Euro Spenden und Zuwendungen verbucht, von denen drei schon für Vorplanungen, Veranstaltungen, Werbung und die temporäre Kapelle ausgegeben wurden.
Der nächste Schritt sei die Detailplanung, sagte Huber. Danach könnten der Baubeginn und sinnvolle Teilschritte je nach Finanzlage festgelegt werden. Man halte daran fest, den Turm nebst Seitenflügeln zum 500. Jahrestag der Reformation 2017 fertigzustellen. Man werde die Geschichte der Kirche „behutsam“ und gemäß des heutigen Standes der Technik fortschreiben: „Der Turm wird behindertengerecht und ökologisch im Sinne des Energieverbrauchs.“ (MAZ vom 25.08.2011, Von Carola Hein)