Innenstadt – Für den Beginn des Wiederaufbaus des Garnisonkirchen-Turms ist es nicht notwendig, die 25 Millionen Euro Gesamtkosten beisammen zu haben. „Bereits mit einer Million Euro anzufangen traue ich mir nicht zu”, erklärte Peter Leinemann, Verwaltungsvorstand der kirchlichen Stiftung Garnisonkirche Potsdam, auf einer Veranstaltung im Saal der Projekt-Ausstellung in der Breiten Straße. Aber eine Summe zwischen fünf und zehn Millionen Euro müsste für den Start des Wiederaufbaus der bedeutendsten Potsdamer Barockkirche genügen, so Leinemann. Ein sichtbares Baugeschehen würde „völlig neue Kräfte” bei den Spenderwilligen freisetzen. Die Entscheidung über den Baubeginn treffe ein elfköpfiges Stiftungskuratorium, deren Mitglieder während eines Gottesdienstes am 21. Juni, dem 41. Jahrestag der Sprengung der Kriegsruine, der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Leinemann und der theologische Stiftungsvorstand, Pfarrer Martin Vogel, informierten über weitere Details der Stiftungsgründung. So beträgt das Stiftungskapital 360 000 Euro, die Leinemann noch 2008 bei einer Bank – „einem seriösen Haus” – für zwölf Monate zu einem Zinssatz angelegt hat, der „heute nicht mehr zu bekommen ist”. Stifter sind die Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, der Kirchenkreis Potsdam und der Evangelisch- Kirchliche Hilfsverein (EKH) sowie die Stadt Potsdam, mit der es Leinemann zufolge gute Gespräche zur Übertragung der für den Bau nötigen Grundstücksteile gibt. Die drei kirchlichen Kuratoriumsmitglieder werden im Gremium eine Mehrheit von sechs zu fünf haben.
Einen Termin für den Baustart wollten weder Vogel noch Leinemann nennen. Am Ziel der Fertigstellung zumindest des Turms nebst Seitenaufgängen im Jahr 2017, dem 500. Jahrestag des Thesenanschlags Martin Luthers, werde jedoch festgehalten. „Das ist realistisch”, erklärte Pfarrer Vogel. Wichtiger als „eine Punktlandung” sei aber das Projekt insgesamt.
Leinemann hofft, in zwei bis drei Jahren das Stiftungskapital auf etwa vier bis fünf Millionen Euro mehren zu können. Diese Summe sei für das Personal und den Bauerhalt sowie die Programmarbeit notwendig. Parallel werden Spenden für das Wiederaufbauprojekt gesammelt. Ob er sein Geld lieber dauerhaft in der Stiftung aufgehoben oder sichtbar im Kirchenturm verbaut sehen will, hänge von den Vorlieben der Spender ab, erklärte Leinemann. Dass das Geld für den Bau zusammenkommt, daran herrscht bei den beiden Stiftungsvorständen kein Zweifel. Ein Kuratoriumsmitglied habe bereits erklärt, „25 Millionen Euro, das müsste doch zu machen sein.” Das Stadtschloss werde gebaut, die Synagoge ebenfalls, irgendwann werde Potsdam auch ohne Garnisonkirche nicht mehr denkbar sein, meinte Vogel.
Zu Max Klaar, der bis 2005 mit seiner „Traditionsgemeinschaft Glockenspiel” Spenden von über 6,7 Millionen Euro für die Garnisonkirche einsammelte, sagte Vogel: Klaar könne bei diesem Zug mitmachen, als Hänger Nr.19, „aber nicht als Lokomotive”. Klaar hatte sich mit dem Nutzungskonzept der Evangelischen Kirche als Stadt- und Symbolkirche nicht anfreunden können. Guido Berg