07/27/2015 | Friedenswidmung seit Anfang an

Der Versöhnungsgedanke ist in der Potsdamer Garnisonkirche seit Kriegsende zentral. Nun ist das originale Inventar der Heilig-Kreuz-Kapelle in der Nagelkreuzkapelle für zwei Woche zu sehen. Eröffnet wurde die Ausstellung mit einem Gottesdienst.

Pfarrerin Cornelia Radeke-Engst, Monika Schulz-Fieguth und Peter Leinemann

Außerordentliche Schlichtheit ist das wohl eindrücklichste Merkmal der ehemaligen Heilig-Kreuz-Kapelle im Turm der  Garnisonkirche. Am 18. Juni 1950 wurde der Gottesdienstraum im teilzerstörten Kirchturm eingeweiht. Die Potsdamer Christen wollten der traditionsreichen Kirche  wieder Leben einhauchen. Die 100 Sitzplätze reichten damals nicht aus, um den Menschen einen Platz zu bieten. Architekt Christian Wendland berichtete (am 25.7.) in der Nagelkreuzkapelle vor zahlreichen Zuhörern über die Anfänge kirchlichen Lebens nach dem Zweiten Weltkrieg. Sein Vater Winfried hatte damals den Innenraum der Kirche konzipiert: Kanzel,  Traggestell für die Taufschale, Anschlagtafel für die Lieder – alles aus Holz. Die Tischlerei Braemer hatte die sakralen Utensilien  angefertigt.

Mit dem Nötigsten auskommen, mussten damals viele Kirchengemeinden. Im Land Brandenburg waren 2200 schwer zerstört, nur ein Drittel erhalten geblieben. Von 191 Kirchen in Berlin ließen sich nur zwei unzerstört nutzen. Winfried Wendland war von 1949–53 im Bauamt des evangelischen Konsistoriums Berlin-Brandenburg Architekt und bis  1966 Kirchenbaurat in Potsdam. 

Für die Gottesdienstgemeinde eine stets sichtbare Mahnung hatte Wendland gemeinsam mit dem Pfarrer über dem Altar anbringen lassen: „Er machte Frieden durch das Blut an seinem Kreuz“ (Rudi Wagner) – eine Friedenswidmung nannte das Referent Wendland. Tatsächlich habe sich die Gemeinde als ein Teil der pazifistischen Bewegung in der DDR verstanden. „Der Versöhnungsgedanke ist hier zentral geblieben“, urteilte Wendland. Dass es trotz der im sozialistischen Selbstverständnis richtigen Haltung 1968 zur Sprengung des  Turmes und dem Abriss des Kirchenschiffs kam,  nannte der Redner eine „Kulturbarbarei der DDR.“

Unter dem Bibelwort „Salz der Erde, Licht der Welt“ würdigte Pfarrerin Cornelia Radeke-Engst im Gottesdienst zur Eröffnung der Ausstellung des Inventars die Friedensarbeit der Heilig-Kreuz-Gemeinde als vorbildlich und rief die Gemeinde vor Ort auf, sich bewusst zu machen, wo unsere Widerstandskraft gefordert ist.

Die sakralen Gegenstände werden nun zwei Wochen in der Nagelkreuzkapelle ausgestellt, wie Pfarrerin Cornelia Radeke-Engst ankündigte.

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