Das Tischtuch zwischen dem einstigen Initiator der Garnisonkirchen-Wiederaufbaus, Max Klaar, und der Stiftung Garnisonkirche scheint endgültig zerschnitten, nachdem die Landesregierung der Stiftung Garnisonkirche eine Förderung in Höhe von zwei Millionen Euro für den Wiederaufbau in Aussicht gestellt hat. Wie berichtet, stammen die Mittel aus dem Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der DDR (PMO-Mittel). „Wir haben uns von der Sache verabschiedet“, sagte Klaar sehr nachdrücklich auf MAZ-Anfrage, „die Dinge sind entschieden.“
Klaar ist Vorsitzender der Stiftung Preußisches Kulturerbe (SPKE), die sich mit der Stiftung Garnisonkirche aus weltanschaulichen Gründen überworfen hat. Die SPKE hat für den Wiederaufbau eine Projektrücklage von „über 6,1 Millionen Euro“ gesammelt, so Klaar in seinem Rundbrief von Dezember 2009. Zur Zukunft dieser Gelder wollte er sich nicht näher äußern. Es werde mit ihnen geschehen, „was vorgeschrieben ist und was das Gesetz befiehlt“.
Der endgültige Rückzug erfolgt just zu einem Zeitpunkt, zu dem sich einige von Klaars früheren Kritikpunkten am Vorhaben – zum Beispiel das Fehlen einer Kirchengemeinde und von Sonntagsgottesdiensten in der Garnisonkirche – als überholt erweisen.
So gibt es auch innerhalb der Stiftung Garnisonkirche und der Fördergesellschaft Wiederaufbau Garnisonkirche (FWG) Befürworter dieser Punkte. Martin Vogel, theologischer Vorstand der Stiftung, hält es für durchaus vorstellbar, dass die Fördergesellschaft „eine Vorstufe für eine eigene Gemeinde“ darstellen könnte. Im wieder aufgebauten Kirchturm soll zudem eine „Schule des Gewissens“ entstehen. „Ein Ort, an dem man Geschichte durchschreiten kann; in Erinnerung an besondere Grenzsituationen.“ FWG-Vorsitzender Johann-Peter Bauer teilt Vogels Wunsch nach regelmäßigen Gottesdiensten: „Wenn man beständig Gottesdienste hält, gehe ich davon aus, dass sich auch eine Gemeinde bildet.“
Diese Überlegungen stoßen allerdings auf wenig Gegenliebe bei der Heilig-Kreuz-Gemeinde, der Nachfolgegemeinde der einstigen Garnisongemeinde. Für Heilig-Kreuz-Pfarrer Martin Kwaschik wäre eine Gemeinde in der wieder errichteten Kirche „etwas Künstliches und Befremdliches“. Er begründet dies mit der evangelischen Praxis der „Parochialgemeinden“ – Gemeinden, die aus einem Wohngebiet erwachsen. Bei einer solchen Neugründung, die auf dem Traditionssinn basiert, stelle sich die Frage, „ob das kirchenrechtlich so sauber ist“, sagte Kwaschik. (Von Ildiko Röd)
Pro und Contra öffentliche Fördermittel:
Weitere Unterstützung des Wiederaufbaus aus Bundesmitteln hat die Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche (CDU) gefordert. Gegen weitere öffentliche Mittel haben sich SPD- Fraktionschef Mike Schubert und der FDP-Bundestagsabgeordnete Heinz Lanfermann ausgesprochen.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) signalisierte moralische Unterstützung: „Ich bin für den Wiederaufbau der Kirche, weil ich möchte, dass sie mit ihrer wechselvollen Geschichte zu einem Gedenk- und Denkort, zu einem Ort des Dialogs und der Besinnung wird“, ließ sie in einer Grußbotschaft wissen. Im September hatte die Kanzlerin in Potsdam einen Spendenziegel signiert. ir