12/14/2018 | "Ein wunderbares Projekt": Tom Catena informiert sich über den Wiederaufbau der Garnisonkirche

Tom Catena, US-amerikanischer Arzt und katholischer Missionar, hat die Nagelkreuzkapelle am Baufeld der Garnisonkirche besucht, um sich über den Wiederaufbau zu informieren. Den Wiederaufbau findet er „very nice“ und „wonderful“. Geschichte, auch die der preußischen Könige, habe ihn immer interessiert. „Und ich mag klassische Architektur.“ Wenn man noch dazu, wie beim Wiederaufbau der Garnisonkirche, Gottesdienst bzw. spirituelle Arbeit mit Bildung verbinden kann, sehe er dies als Missionar natürlich mit Wohlwollen.

Im Vordergrund das Modell der Garnisonkirche, hinten Daniel Greve (GPI), Tom Catena und Peter Leinemann (Verwaltungsvorstand der Stiftung), Foto: SGP

Im Vordergrund das Modell der Garnisonkirche, hinten Daniel Greve (GPI), Tom Catena und Peter Leinemann (Verwaltungsvorstand der Stiftung), Foto: SGP

Aurora-Preisträger Tom Catena (rechts) informiert sich zunächst vor der Nagelkreuzkapelle bei Peter Leinemann (links) über den Wiederaufbau der Garnisonkirche, in der Mitte: Daniel Greve von der Aurora-Partner-Organisation GPI, Foto: K. Körting

Aurora-Preisträger Tom Catena (rechts) informiert sich zunächst vor der Nagelkreuzkapelle bei Peter Leinemann (links) über den Wiederaufbau der Garnisonkirche, in der Mitte: Daniel Greve von der Aurora-Partner-Organisation GPI, Foto: K. Körting

Tom Catena in seinem Krankenhaus im Sudan, Quelle: Aurora Humanitarian Initiative

Tom Catena in seinem Krankenhaus im Sudan, Quelle: Aurora Humanitarian Initiative

„Hier auf der Baustelle gibt es mehr Beton als in den gesamten Nuba-Bergen, wo ich arbeite“, sagte der 54Jährige lachend. „Im Sudan arbeiten wir unter sehr einfachen Bedingungen ohne viele Geräte, aber wenn man einmal in Afrika war, lässt es einen nicht mehr los.“ Vor seinem Einsatz im Sudan, der vor über zehn Jahren begann, hatte er über sieben Jahre in Kenia gearbeitet. Vor zwei Jahren hat er eine einheimische Krankenschwester geheiratet. Seine Vorfahren stammen aus Süditalien, aufgewachsen ist er mit fünf Geschwistern in New York.

Catena ist Träger des „Aurora-Preises für gelebte Menschlichkeit“ und als solcher verbreitet er auch die Anliegen dieser Initiative. Als einziger Arzt im 435-Betten-Krankenhaus in Gidel in der sudanesischen Provinz Süd-Kordofan hielt Catena auch im Bürgerkrieg die Stellung, um die rund 750.000 Menschen in den Nuba-Bergen zu versorgen. Bis zu 400 Patientinnen und Patienten kommen ihm täglich unter die Augen. Zum großen Teil hätten sie es mit den typischen Tropenkrankheiten zu tun: Malaria, Lepra und Tuberkulose seien „im Kommen“. Auch er selbst hat sich eine Tuberkulose-Infektion zugezogen, die er nun auskuriert hat. Eine Behandlung dauere sechs bis neun Monate. Rund zwei Drittel der Bevölkerung sind muslimischen Glaubens, ein Drittel gehören dem Christentum an.

Für sein humanitäres Engagement erhielt der Arzt 2017 den „Aurora-Preis für gelebte Menschlichkeit“. Der zum zweiten Mal verliehene Preis ist mit 100.000 Dollar dotiert, die z.T. in die Ausbildung lokaler Fachkräfte für das Mother of Mercy-Hospital im Rebellengebiet fließen. Eine weitere Million US-Dollar wurde für die African Mission Healthcare Foundation (USA), das Catholic Medical Mission Board (USA) und die deutsche Aktion Chanchanabury, die insbesondere HIV-Patienten bestimmt. Mittlerweile hat er Verstärkung bekommen, und die Lage hat sich ein wenig entspannt, auch wenn man von einem Frieden noch weit entfernt sei. Wenn man in einem Krisengebiet lebt, gewöhnt man sich rasch an die Gefahr“, erzählte er, „auch wenn im Hinterkopf stets die Sorge lauere, dass etwas passieren könnte. „Es hilft, auf Gott zu vertrauen.“

Die Aurora-Initiative erinnert an den Völkermord an den Armeniern 1915-1923, indem sie Projekte und Menschen unterstützt, die sich für Menschlichkeit einsetzen. Treibende Kräfte sind Vartan Gregorian, Noubar Afeyan und Ruben Vardanyan. 2017 und 2018 hatten die Initiatoren die Nagelkreuzkapelle besucht und sich entschieden, den Wiederaufbau mit Spenden zu unterstützen. Noubar Afeyans Großeltern wurden im Ersten Weltkrieg von deutschen Soldaten vor dem Völkermord gerettet, so dass man bei Aurora eine besondere Verbindung zu Deutschland pflegt. Für ihr Engagement ist im künftigen Ausstellungsbereich des Turmes der Garnisonkirche ein eigener Bereich vorgesehen.

„Tom Catena lebt vorbildlich, was wir mit dem Wiederaufbau der Garnisonkirche anstreben: Mitmenschlichkeit und Versöhnung“, sagte Peter Leinemann, Verwaltungsvorstand der Stiftung Garnisonkirche, die als Bauherrin den Wiederaufbau nach dem Leitmotiv „Geschichte erinnern, Verantwortung lernen, Versöhnung leben“ umsetzt. „Wir sind froh und dankbar, ihn bei uns willkommen heißen zu dürfen - und hoffen, er schaut wieder vorbei, spätestens, wenn der Turm steht!“

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