Er gehörte zum Inneren Kreis um Hitler-Attentäter Stauffenberg: Verhaftet wurde Kurt von Plettenberg am 3. März 1945 im Schloss Cecilienhof. Als ihm die Gestapo-Beamten in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße sieben Tage später Folter androhten, sprang er aus dem Fenster im vierten Stock in den Freitod. Begraben wurde der studierte Forstmeister auf dem Bornstedter Friedhof.
Dort war am Donnerstag sein Sohn Karl-Wilhelm von Plettenberg zu Gast. Auf Einladung der Potsdamer CDU sprach er anlässlich einer Kranzniederlegung für den NS-Widerständler, zu der rund 30 Potsdamer gekommen waren, über seinen Vater. Der 74-jährige pensionierte Architekt und Stadtplaner aus Essen zeigte sich dabei sichtlich bewegt.
Als tief gläubigen, lebhaften, gewissenhaften und sportlichen Menschen beschreibt er Kurt von Plettenberg. Seit 1923 arbeitete dieser als Oberförster und später Verwaltungschef bei Heinrich Graf von Dönhoff in Ostpreußen, wo er auch seine erste große Liebe Marion Gräfin von Dönhoff kennenlernte. „Ich habe kaum jemanden gekannt, der so von innerer Heiterkeit erfüllt war“, schrieb sie 1985 in ihren Erinnerungen über den Jugendfreund. 1930 wechselte von Plettenberg ins preußische Agrarministerium, später ins Reichsforstamt, das dann Hermann Göring unterstellt wurde. Auf eigenen Wunsch verließ er das Amt 1937, wie sein Sohn berichtet: „Er hatte längst erkannt, dass er den falschen Herren diente.“ Die Zerstörung von Wald für die Kriegswirtschaft habe er abgelehnt. Von Plettenberg wurde Vermögensverwalter des Hauses Schaumburg-Lippe in Bückeburg.
48-jährig wurde er im August 1939 für den Krieg eingezogen und nahm am Überfall auf Polen teil. „Wie sehr er darunter gelitten hat, entnahm ich den Briefen an meine Mutter und eine Cousine“, erzählt Karl-Wilhelm von Plettenberg. In der Wehrmacht sei sein Vater auf Gleichgesinnte und die späteren Mitverschwörer des 20. Juli 1944 getroffen, etwa Carl-Hans von Hardenberg und Henning von Tresckow. Durch seine langjährige Arbeit in der preußischen Verwaltung und Kontakte in die Ministerien war von Plettenberg wichtiger Berater der Widerständler. Ende 1941 wurde er von der Wehrmacht beurlaubt und arbeitete fortan in Berlin als Generalbevollmächtigter der Hohenzollern und bei den Schaumburg-Lippes in Bückeburg.
Den Attentatsgedanken gegen Hitler habe er unterstützt, nachdem er ab 1941 von Freunden Augenzeugenberichte über Mordaktionen an Juden erhielt, wie sein Sohn sagt. Bereits vor 1944 gab es demnach Attentatspläne, die aber wieder verworfen wurden. Den 20. Juli 1944 verbrachte von Plettenberg in Bückeburg. „Als Zivilist hatte er an diesem Tag keine Aufgabe“, erklärt der Sohn. Von Plettenberg blieb zunächst unbehelligt. Er konnte, wie sein Sohn berichtet, im Februar 1945 für die Hohenzollern noch die preußische Königskrone und wertvolle Tabakdosen Friedrichs II. aus Berlin retten – er ließ sie in einer Dorfkirche bei Bückeburg einmauern. Am 3. März 1945 wurde er von der Gestapo verhaftet.
Karl-Wilhelm von Plettenberg sollte das Grab seines Vaters erst 40 Jahre nach dessen Tod zum ersten Mal besuchen – auf Einladung von Pfarrer Kunzendorf sei er 1985 nach Potsdam gereist. Später entwarf er den Grabstein für seinen Vater – bezahlt wurde er im Wendejahr 1989 von der Stadt. Das ursprüngliche Holzkreuz steht heute in der Kirche.
Ein Gottesdienst für den NS-Widerstand findet am heutigen Freitag 19 Uhr in der Garnisonkirchen-Kapelle statt. Neben Garnisonkirchen-Pfarrerin Juliane Rumpel und Pfarrer Friedhelm Wizisla aus Bornstedt wird auch Uta von Aretin, die Tochter Henning von Tresckows, erwartet.
(PNN vom 20.07.2012, von Jana Haase)