Mitten in Tiergarten, unweit des Hauses der Kulturen der Welt, reckt sich das Carillon 42 Meter in die Höhe. Ein großes, von Hand gespieltes Konzertglockenspiel mit 68 Glocken und einem Gewicht von 48 Tonnen, die Größte wiegt allein 7,8 Tonnen. Und mit schöner Regelmäßigkeit steigt der Carilloneur Jeffrey Bossin meist sonntags um 15 Uhr die 187 Stufen nach oben, setzt sich auf seine Holzbank und beginnt, zu spielen. Mit geballten Fäusten.
Zum Gedenken an die historischen Carillons in der Parochialkirche und der Potsdamer Garnisonkirche, die beide im Zweiten Weltkrieg zerstört worden sind, wurde das Carillon in Tiergarten 1987 zum 750.Geburtstag der Stadt Berlin von der Daimler-Benz AG unter Edzard Reuter gestiftet. Und von Anfang an spielt Jeffrey Bossin, der 62-jährige Wahl-Berliner aus Kalifornien, das Instrument mit Hingabe. Es scheint kaum etwas zu geben, das sich nicht auch auf dem Turmglockenspiel interpretieren ließe, ob Kirchenmusik oder Volkslieder, ob Beatles oder Satie, Gershwin oder Debussy. Oder “Lilli Marleen”.
Seinen Ursprung hat das Carillon übrigens in Belgien, den Niederlanden und Nordfrankreich. Das erste gestimmte Carillon wurde 1652 von Pieter und Francois Hemony gegossen. (BM vom 3.6.2012, Quelle: pern)