POTSDAM / SANSSOUCI/INNENSTADT – Verhaltene Reaktionen auf die angekündigte Großspende des Unternehmers Peter Niedner gab es gestern in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG). „Das wäre ein Glücksfall“, sagte Gartendirektor Michael Rohde gestern der MAZ. Mit fünf Millionen Euro könnten die Orangerie-Terrassen an der Maulbeerallee gärtnerisch restauriert und für zehn Jahre fachgerecht unterhalten werden. Wo heute nach jahrzehntelangem Verfall Rasen dominiert oder Efeu wuchert, sprudelten zur Blütezeit um 1870 Brunnen, wandelte man durch Laubengänge, wuchsen exotische Pflanzen. Skulpturen astronomischer Gerätschaften zierten die oberste Terrasse. „Die sind leider nicht mehr erhalten“, erklärte Rohde. Trotzdem schwärmt er von einem „Juwel“, mit Mosaiken als „Alleinstellungsmerkmal“. Kurzum es war „ein Meisterstück der Gartenkunst“, das in Europa seinesgleichen sucht.
Rohde widersprach Presseberichten, wonach man sofort mit den Arbeiten „loslegen“ könnte. Es gebe zwar Planungskonzepte, aber er rechne mit „bis zu zwei Jahren“ Vorlauf für alle erforderlichen Abstimmungen. Vor allem die konservatorischen seien erfahrungsgemäß langwierig. Außerdem seien weitere Investitionen in Millionenhöhe für baudenkmalpflegerische Arbeiten wie die Sanierung der Stützmauern der Terrassenanlage erforderlich. Nach Lage der Dinge müsste wohl auch dieser Posten über Drittmittel eingeworben werden, so Rohde, da für das Gartenprojekt mit Geld aus dem 155-Millionen-Euro schweren Masterplan vorerst nicht zu rechnen sei. „Viele denken, die Gärten werden doch jedes Jahr wieder grün, das reicht. Aber wir haben den staatlichen Auftrag, Weltkulturerbe zu bewahren“, sagt Rohde.
Ansonsten herrschte in der Generaldirektion Schweigen. „Wir freuen uns immer, wenn uns jemand Geld gibt“, sagte SPSG-Sprecher Ulrich Henze. Angesichts der vielen noch zu erledigenden Sanierungsaufgaben in den Schlössern und Gärten sei man auf Spenden und Zustiftungen angewiesen. Doch in diesem Fall sei es „zu früh“, sich zu freuen, sagte Henze, denn es sei ja noch gar nichts entschieden. Der Unternehmer und Nachfahre der königlichen Hofgärtner-Dynastie Nietner hat das Land auf Schadenersatz in Millionenhöhe verklagt und will – falls sich beide Parteien auf einen Vergleich einigen – einen Teil der Summe spenden. „Schauen wir mal, was passiert und warten ab, bis ein Urteil vorliegt“, so Henze.
Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sagte, es wäre „eine tolle Sache“, wenn es zu einem Vergleich käme und somit auch eine Millionenspende für die Garnisonkirche möglich würde. „Es wird nun Aufgabe der Beteiligten sein, sich zu einigen.“ Zu den Aussichten könne er freilich nichts sagen, weil er am Verfahren nicht beteiligt sei. Da Brandenburg kein Geld zu verschenken hat, könnte er sich aber auch vorstellen, dass die Landesregierung ihre juristischen Möglichkeiten ausschöpft.
Eher verhalten freudig angesichts der potenziellen Großspende für die Garnisonkirche zeigte sich gestern der theologische Vorstand der Wiederaufbaustiftung, Martin Vogel: „Erst wenn eine außergerichtliche Einigung vorliegt, können wir uns dazu auch verhalten. In ein laufendes Verfahren wollen wir nicht hineinkommentieren“, so Vogel. Sollte der Spendensegen in Höhe von fünf Millionen Euro tatsächlich zustande kommen, wäre damit der Baubeginn des Turms 2013 gesichert – die Fertigstellung der Turmkapelle inklusive. 40 Millionen kostet der komplette Turmbau. Wie berichtet, dürfte dem Wiederaufbau auch aus städteplanerischer Sicht nichts mehr im Wege stehen, da die Stadt auf Höhe des Garnisonkirchturms den Umbau der Breiten Straße auf 2013 vorziehen wird. Dies sei der Stiftung von der Verwaltung signalisiert worden, so Vogel: „Die Kuh ist vom Eis.“ (MAZ vom 08.08.2012, Von Carola Hein und Jürgen Stich)