Feinplanung für Wiederaufbau kann in Angriff genommen werden – im Frühjahr sollen Bagger rollen
Das Projekt Wiederaufbau der Garnisonkirche in der Breiten Straße erhält erneut Rückenwind. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat am Mittwoch 400 000 Euro Zuschuss für das Vorhaben bewilligt. Das Parlament bewilligte mehr als 217 Projektanträge zum Denkmalschutz-Sonderprogramm mit einem Volumen von über 29 Millionen Euro bewilligt. Das Denkmalschutz-Sonderprogramm des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien soll Kulturdenkmäler fördern und Kulturinvestitionen von bundesweiter Bedeutung ermöglichen. So fließen in Brandenburg etliche Euro unter anderem in die Autobahnkirche in Zeestow und die Heilandskapelle in Frankfurt (Oder).Der Zuschuss für die Garnisonkirche Potsdam soll laut Fördergesellschaft und Garnisonkirchenstiftung für die weitere Ausführungsplanung verwendet werden. Insbesondere die technische Ausrüstung, der Brandschutz und die Bauphysik für die erste Bauplanungsphase sind in diesem Abschnitt enthalten. Zusätzlich werden Tiefenbohrungen als Grundlage für die Planung der Geothermie möglich. Die fast vollständigen Modellbauten für die Bildhauerarbeiten an der Fassade können vervollständigt werden.Laut Garnisonkirchenstiftung ist jeden Tag mit der Baugenehmigung zu rechnen. Dann kann der im Weltkrieg beschädigte und von der SED zur Sprengung freigegebene Bau wiedererrichtet werden.
Im Frühjahr sollen die Bagger anrücken. Dazwischen liegt die ganz wichtige Phase der Ausführungsplanung. Das heißt: Die Architekten müssen Baupläne so fein zeichnen, dass die Firmen später wissen, wo jede einzelne Steckdose, jedes Waschbecken, jeder Teppich später hinkommt. Diese Planung kostet 1,5 Millionen Euro – davon ist dank der Spende des Bundes jetzt fast ein Drittel gesichert. Für die Spendensammler ist dieser Schritt besonders wichtig, denn einige möglichen Mäzene warten darauf, dass sich endlich etwas tut auf der Baustelle.
Kürzlich waren Träume vom schnellen, ganz großen Spendengeld aber zerstoben, denn der bayerische Unternehmer Peter Niedner scheiterte Ende Mai mit einer Schadenersatzklage gegen das Land Brandenburg. Es ging um 100 Millionen Euro, die Niedner als Kompensation für die Insolvenz seiner Firma (Anfang der 90er-Jahre in Süd-Brandenburg) haben will. Niedner hatte angekündigt, einen Teil einer möglichen Entschädigung der Garnisonkirche zukommen zu lassen.
INTERVIEW: „Keine Geldquelle ausschließen“
Peter Leinemann, Verwaltungsvorstand der Stiftung Garnisonkirche Potsdam, zum Geldsegen aus Berlin.
400 000 Euro kommen jetzt vom Bund. Wie viel Geld haben Sie jetzt für den Wiederaufbau zusammen?
Peter Leinemann: Für das Projekt haben wir jetzt rund 6,5 Millionen Euro eingesammelt. Die sind zum allergrößten Teil schon wieder investiert, denn wirt haben zum Beispiel eine wunderbare temporäre Kapelle. Es wurden aber auch schon Millionen Planungsleistungen investiert.
Wie viel Geld brauchen Sie für Turm und Kirchenschiff?
Leinemann: Für den Turm 40 Millionen Euro, fürs Kirchenschiff 60 Millionen.
Es hatte geheißen, für den Bau der Garnisonkirche würden keine Steuermittel verwendet. Was anderes aber tut der Bund?
Leinemann: Die Stiftung hat dies nie so gesagt. Dafür bin ich im vergangenen Frühjahr auch öffentlich relativ scharf angegangen worden. Ich bin aber froh, dass sich unsere Auffassung bestätigt. Die sieht so aus: Ersten liegt unser Bemühen auf dem Einwerben privater Spenden. Zweitens sind wir für die Unterstützung des Landes Brandenburg und der Landeshauptstadt Potsdam ausgesprochen dankbar. Drittens können wir als Stiftung, die so ein finanziell, baulich, historisch und politisch umfangreiches Projekt stemmen will, keine Geldquelle ausschließen.
Wann sind Sie fertig mit dem ganzen Projekt?
Leinemann: Wir halten immer noch an dem ehrgeizigen Ziel 30. Oktober 2017 fest. Das ist der Vorabend des 500. Jubiläums der Reformation und jener des 200. Jubiläums der Einigung von Reformierten und Lutheranern. Wir haben immer noch das Ziel, am Vorabend dieser Jubiläen eine kleine Kirche einzuweihen.
Bevor Sie loslegen, müssen Sie erst noch den Streit um die Form der Kapelle beilegen.
Leinemann: Es ist verabredet, dass es am übernächsten Wochenende einen neuen Stand geben wird.
(Märkische Allgemeine, von Ulrich Wangemann, 07.06.2013)