POTSDAM / INNENSTADT – Sie schälte noch immer, als die anderen schon zum Spargelessen entschwunden waren: Eva Csatari hatte offenbar das Schälfieber gepackt. Und das, obgleich die ungarische Botschaftsrätin beim Wettschälen in der Prominentenmannschaft mit einigen Handicaps zu kämpfen hatte: Ihr fehlte nicht nur die Erfahrung, die altgediente Wettschäler wie CDU-Kreischefin Katherina Reiche oder Turbine-Cheftrainer Bernd Schröder bei der zwölften Auflage der Landesmeisterschaft im rasenden Entkleiden von Stangenspargel längst besaßen, auch die Herkunft gereichte in diesem Fall zum Nachteil: „Ich kann eigentlich nur Paprika”, sagte die temperamentvolle Diplomatin entschuldigend, während sie mühevoll die streifigen Hüllen aus dem Schäler puhlte, „oder Pflaumen für den Schnaps entkernen.”
Das aber war in diesem Fall nicht gefragt, und so reichte es im Promiduell nur zum siebten Platz – von sieben. 6:43 Minuten zeigte die Stoppuhr, der siegreiche Sportreporter Dirk Thiele war da schon fast fünf Minuten lang fertig, verfolgt mit nur zwei Sekunden Verzug von Bernd Schröder. Der wollte dann auch gleich für einen geteilten ersten Platz plädieren, doch Thiele lachte: „Vor zwei Jahren lag ich mit zwei Sekunden hinten, da hat er das auch nicht vorgeschlagen”, sagte der gut gelaunte Sieger und klopfte Schröder jovial auf die Schulter.
„Man muss der Botschaftsrätin zugute halten, dass sie als einzige so geschält hat, dass man den Spargel auch wirklich essen könnte”, wandte die etwas verschüchterte Beelitzer Spargelkönigin bei der Siegerehrung ein und entblößte so das dritte Handicap von Eva Csatari: Gründlichkeit. Die kam im restlichen Teilnehmerfeld zugunsten guter Platzierungen nämlich meist deutlich zu kurz. Dass männlicher Siegeswille allein nicht genügte, bewies Autohaus-Chef Andreas Ehrl, der mit mehr als sechs Minuten Schälzeit Vorletzter wurde. Katherina Reiche landete auf dem dritten Platz.
Wie es richtig geht, zeigten 24 Profi-Köche in vier Durchgängen, die vier Kilo Spargel sogar in unter zwei Minuten rasierten. Der zügigste Entblätterer unter ihnen war diesmal Mike Wieser vom Hotel Berliner Ring in Blankenfelde-Mahlow mit 1:57 Minuten. Hier zeigten sich auch die unterschiedlichsten Werkzeuge und Stile: Vom Küchenmesser bis zum Hightech-Gerät mit keramischer Klinge war alles vertreten, die Technik reichte vom Ablegen und Abstreifen bis zum handgelenkdeformierenden Schnelldrehen.
Zwischen den Durchgängen schälten die meisten Profis und Promis weiter, denn das geschälte Edelgemüse wurde im Anschluss verkauft und der Erlös, wie es gute Tradition ist, für den Wiederaufbau der Garnisonkirche gespendet. Siegfried Grube vom ausrichtenden Rewe-Markt sagte, in der Regel kämen dabei 800 Euro zusammen, da die Starter fleißig schälen und die Zuschauer fleißig kaufen. (Von Jan Bosschaart)