Nach der Grundsteinlegung für den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche 2005 ist jetzt das erste Teilstück der künftigen Balustrade zu sehen. Das 8,20 Meter hohe Eckstück des östlichen Treppenhauses wurde am Freitag enthüllt.
Potsdam – Die außerordentliche Dimension des 88,43 Meter hohen Turmes der Garnisonkirche ist nun auch plastisch erfahrbar: Gestern präsentierte Jörg Schönbohm, stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Garnisonkirche, am Standort in der Breiten Straße ein tonnenschweres, raumgreifendes Teilstück der wiederauferstehenden Barockkirche. Dabei handelt es sich um das östliche Eckstück der Balustrade mit einer Gesamthöhe von 8,20 Meter einschließlich einer spektakulären Flammenvase. Das Teilstück wird sich nach Errichtung des Turmes im Jahr 2017 in 35 Meter Höhe befinden. 130 000 Euro hat das aus Sandstein mit einen Kern aus Ziegelmauerwerk bestehende Kirchenteil gekostet, informierte Peter Leinemann, Geschäftsführer der Garnisonkirchen-Stiftung. Finanziert wurde die Anschaffung mit Mitteln einer Landeszuwendung aus dem Vermögen der DDR-Parteien und -Massenorganisationen. Planungen der Architekturbüros Hilmer & Sattler und Albrecht zufolge werde der Turm 39 Millionen Euro kosten. Spendengelder über weitere 60 Millionen Euro sind Leinemann zufolge „ab November 2017“ nötig, um das Kirchenschiff zu rekonstruieren. „Es helfen auch kleine Summen“, sagte Leinemann und ergänzte, „viele kleine Summen.“
Nach der Sprengung der Kirchenruine wurden Bruchstücke der Balustrade am Brauhausberg vergraben. Wieder aufgefunden, dienten sie nun gemeinsam mit historischen Fotos als Grundlage für die Rekonstruktion, erklärte der Planer Thomas Bolze. Zunächst sei eine Gipsform erstellt worden, die dem Potsdamer Bildhauer Andreas Klein als Vorbild für die Ausführung in Sandstein diente. Bolze zufolge wurden drei verschiedene Sandsteine verwendet, der Sockel ist aus Postaer Elbsandstein, die Hauptteile wurden aus dem weichen Cottaer Sandstein gefertigt. Für die Vase musste es Schlesischer Sandstein aus dem Steinbruch Warthau sein, der Bolze zufolge gleichsam weich und witterungsbeständig ist.
Andreas Klein, dessen Vorfahren schon Steinmetze in Mecklenburg waren, ist seit 20 Jahren Steinbildhauer in der Potsdamer Lennéstraße. Er arbeitet viel für die Schlösserstiftung und die Museumsinsel in Berlin, hofft aber auch auf weitere Aufträge durch das Garnisonkirchen-Projekt.
Für die 3,80 Meter große Flammenvase ist er eigens in den polnischen Steinbruch gefahren, um sich das geeignete Rohmaterial auszusuchen. Ob sein Name einmal so berühmt sein wird wie etwa der des Stadtschloss-Bildhauers Gottlieb Heymüller (1715-1763)? Der 42-Jährige schmunzelt, Heymüller sei „eine andere Dimension“. Allerdings beinhaltet die Wiederauferstehung der Garnisonkirche noch „einige Herausforderungen“ für Steinbildhauer, etwa bei der Rekonstruktion von Pilasterkapitellen und Trophäen.
Erstmals seit 40 Jahren wird es am heutigen Heiligen Abend wieder einen Weihnachtsgottesdienst in der Breiten Straße geben, kündigte Leinemann an. Gestaltet wird er ab 18 Uhr durch Juliane Rumpel, Pfarrerin der Garnisonkirche. Am 14. Januar wird die neue Dauerausstellung zu dem Barockbau eingeweiht. Am 15. Januar folgt die öffentliche Präsentation der Baupläne für die Garnisonkirche. (PNN vom 24.12.2011, von Guido Berg)