Spenden-Aktion zugunsten des Wiederaufbaus der Garnisonkirche in Potsdam: Über 200 Gegenstände aus Privatbesitz wurden am Samstag in Potsdam zugunsten des Wiederaufbaus der Kirche versteigert. Darunter waren Porzellan, Silber und Pelzmäntel und Schmuck. Mehrere Tausend Euro kamen dabei zusammen.
Potsdam. Der Erlös der ersten Wohltätigkeitsauktion für den Wiederaufbau der Garnisonkirche vom Samstag beträgt 13120 Euro. Unterm Hammer war die Erbschaft einer 2010 verstorbenen 93 Jahre alten Wiederaufbau-Befürworterin, die der Fördergesellschaft ein Konvolut an Schatullen, Schmuck und Stichen hinterlassen hatte.
Auch eine Vogelpfeife, ein silberner Toast-Halter und eine Wasserwaage fanden sich zwischen Silberbesteck, Operngläsern und Meißener Porzellan.
So vielfältig zusammengesetzt wie die 208 Gegenstände aus dem Nachlass von Johanna Hofmann war auch die Bieterschaft in der temporären Kapelle. “Von einfachen Leuten bis zum Adel war heute alles dabei”, sagte Tobias Kuhröber, Inhaber des Potsdamer Auktionshauses Eichelkraut, das die Charity-Auktion ehrenamtlich organisierte und durchführte. Die Auktion habe aber auch professionelle Käufer angezogen, sagte Felix Müller-Stüler, Schatzmeister der Fördergesellschaft.
“Ich trödele gern, ich bin ’ne Sammlerin”, sagte eine Bieterin. Sie war mit einer Freundin gekommen. “Ich bin gar kein Kirchen-Fan, bin aber wegen der vielen schönen Sachen hier”, sagte sie. Sie sammle alles, was alt ist ‒ Möbel, Bücher, Silber, Geschirr. “Ich bilde mir ein, die Sachen so zu bewahren”, sagte die Potsdamerin, die für je 55 Euro eine Bavaria-Schale aus Weißporzellan und einen silbernen Briefständer ergatterte, den sie als Serviettenständer benutzen will.
“Bietet jemand einen Euro für die Hamburger Elbe?”, fragte Auktionator Sebastian Kuhröber bei Posten 103. Bald sei Weihnachten, animierte er die Bieter. Für einen Euro ging die Elbe, genauer ein Bild von ihr, dann auch weg. 120 Euro erzielte ein Kaffeeservice aus Zell am See, das der Auktionator als “etwas bäuerlich, aber dekorativ” anpries.
70 Euro brachte ein Biedermeier-Nähtisch aus dem 19. Jahrhundert, 22 Euro die Garnisonkirche selbst ‒ in Form eines Kunstdruckes nach Carl Hasenpflug aus dem Jahr 1827. Das höchste Gebot erreichte nach gut anderthalb Stunden ein 138-teiliges Tafelbesteck aus Silber für zwölf Personen. Es wechselte für 1100Euro den Besitzer. Nur zwei Pelzmäntel blieben am Ende übrig.
“Es war nicht in ihrem Sinne, ihr Leben hier großartig auszubreiten”, hatte Felix Müller-Stüler zu Beginn über die Spenderin gesagt. Die Habseligkeiten und Schätze von Johanna Hofmann, so der Schatzmeister, “erzählen eine Geschichte hinter der Person, man kann sich vorstellen, wie sie gelebt hat”. Zuletzt wohnte die Frau im niedersächsischen Bad Pyrmont. Neben 700.000 Euro in bar hatte die Großspenderin auch ihre Eigentumswohnung der Potsdamer Fördergesellschaft überlassen. Für Wohnung und Mobiliar kamen nach dem Tod der Dame bereits 100 000 Euro zusammen.
Die Spenderin habe Vorfahren in Potsdam gehabt und sei der Stadt sehr verbunden gewesen, sagte die Sprecherin der Stiftung Garnisonkirche, Friederike Schuppan. Auf vielen Gegenstände war das auch abzulesen. Drucke mit Potsdam-Motiven, Friedrich-II-Skulpturen oder ein handkolorierter Kupferstich von 1790 mit der Karte der Mark Brandenburg und des Herzogtums Pommerns zeugen von Hofmanns Verbundenheit zu der Region, in der nun viele ihrer persönlichen Schätze eine neue Heimat haben. Das Geld wird gebraucht: Allein der Turm der Garnisonkirche soll 40 Millionen Euro kosten, das Kirchenschiff weitere 60 Millionen. (Märkische Allgemeine Zeitung, 22.09.2013, von Michaela Grimm)