Innenstadt – Der Bau des Stadtkanals geht weiter: Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) vollzog gestern – im Cockpit eines Baggers – den symbolisch ersten Spatenstich für das zweite Teilstück zwischen dem Standort der zerstörten Kellertorbrücke und der Havel. 1,7 Millionen Euro wird die Rekonstruktion des 300 Meter langen Abschnitts kosten, der noch 2009 fertiggestellt werden soll. 80 Prozent der Kosten werden durch den Bund und das Land Brandenburg getragen, 20 Prozent übernimmt die Stadt. Erst am Mittwoch hatten die Stadtverordneten dafür grünes Licht gegeben.
Vollständig aus Spendenmitteln soll die Kellertorbrücke wieder aufgebaut werden. Baubeginn ist der Stadt zufolge für Mai anvisiert. Die notwendigen 500 000 Euro bringt der Stadtkanal-Förderverein auf. Dessen Vorsitzender Siegfried Benn sagte, die vorhandenen Spendenmittel für die Errichtung der Brücke reichten momentan noch nicht aus.
Der Potsdamer Stadtkanal geht auf bereits im Mittelalter bestehende Entwässerungsgräben zurück. Ab 1722 ließ der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. den Graben begradigen und ausbauen. Zu DDR-Zeiten wurde er ab 1965 zugeschüttet und darauf Park- und Grünflächen errichtet. Jakobs nannte die Rekonstruktion des Stadtkanals im Zuge der Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte in einem Atemzug mit den Wiederaufbauprojekten Stadtschloss – genutzt als Landtagsgebäude – und Garnisonkirche. Bereits 2001 zur Bundesgartenschau war das erste Kanalteilstück in der Yorckstraße übergeben worden. Den langen Zeitverzug begründete Sanierungsträger-Chef Erich Jesse mit der Vielzahl nötiger Genehmigungen, die eingeholt werden mussten, da das Projekt rechtlich als Neubau gilt. Dazu Jesse: „Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.”
Der Teilabschnitt in der Yorckstraße litt bis dato unter Wassermangel; die Potsdamer beklagten üble Gerüche. Dies soll beim zweiten Bauabschnitt in der Straße Am Kanal nicht der Fall sein: Geplant ist eine Bewässerung mit Havelwasser. Dazu soll das Teilstück bis auf die alte Sohle freigelegt werden, um den direkten Anschluss an die Havel wiederherzustellen. Um Fäulnisprozesse zu verhindern, ist der Einbau von Umwälzleitungen vorgesehen. Ferner soll es im Unterschied zum früheren Stadtkanal keine Einleitungen von Abwässern jeglicher Art mehr geben.
Zunächst jedoch werden die barocken Mauern saniert und an den zerstörten Stellen rekonstruiert. Die Ufer und angrenzenden Straßen werden ebenfalls erneuert. Neue Fernwärme- und Regenwasserleitungen sind der Stadt zufolge bereits verlegt worden. Alte Leitungen im Kanal könnten nun gekappt oder tiefergelegt werden.
Mit einer durchschnittlichen Wassertiefe von 1,5 Metern wird der Kanal für Sportboote ohne Motor befahrbar sein. Auch für den neuen Kanalabschnitt haben Spender die Möglichkeit, einen der 60 gusseisernen, persönlich signierten Geländerpfosten zu erwerben. Oberbürgermeister Jakobs kündigte gestern an, selbst einen der 1050 Euro teuren Pfosten kaufen zu wollen. (Guido Berg)