Am 23.6. vor 50 Jahren in der Zeit des Prager Frühlings wurde der Turm der Garnisonkirche nach einem gescheiterten Versuch an einem Sonntagmorgen zur Gottesdienstzeit final gesprengt. Viele Menschen haben diese Minuten nicht vergessen. Gerhard Rütenik etwa war 19 Jahre alt, als er zusammen mit Schulkameraden die Sprengung miterlebte „Sie haben alles in Schutt und Asche gelegt“, erinnert sich Rütenik. Aus Angst vor der Stasi hätten sie nur von weitem zugeschaut. Einige Monate später wurde er bei einer Solidaritäts-Demonstration zum „Prager Frühling“ dann tatsächlich verhaftet – aber das ist eine andere Geschichte.
Die Bilder vom in sich zusammenfallenden Turm der Garnisonkirche Potsdam haben sich nicht nur ihm ins Gedächtnis gebrannt. Das Erzählpodium „Mein Potsdam“ am 20. Juni 2018, soll mit Augenzeugen an die Sprengung erinnern.
Richard von Weizsäcker hat in seiner Rede als Bundespräsident zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai 1985 von der Kraft der Erinnerung gesprochen. „Wir müssen den Jüngeren helfen zu verstehen, warum es lebenswichtig ist, die Erinnerung wachzuhalten. Wir wollen ihnen helfen, sich auf die geschichtliche Wahrheit nüchtern und ohne Einseitigkeit einzulassen, ohne Flucht in utopische Heilslehren, aber auch ohne moralische Überheblichkeit. Wir lernen aus unserer eigenen Geschichte, wozu der Mensch fähig ist. Deshalb dürfen wir uns nicht einbilden, wir seien nun als Menschen anders und besser geworden.“
„Wir suchen Menschen, die ihr Erleben mit anderen teilen wollen, ohne die jeweilige Erinnerung zu bewerten“, sagte Cornelia Radeke-Engst, Pfarrerin der Nagelkreuzgemeinde Potsdam. Augenzeugen können bei „Mein Potsdam“ am 20.6. um 19 Uhr in der Breiten Straße 7, 14467 Potsdam, mitwirken. Wer Interesse hat zu erzählen, kann sich bei Cornelia Radeke-Engst unter der Telefonnummer 0152/2394364 oder per Email radeke-engst@garnisonkirche-potsdam.de melden.