04/15/2015 | „Sie werden nicht mehr lernen, Krieg zu führen“

Zum 70. Jahrestag der Zerstörung Potsdams am 14. April 1945 hat sich die Stiftung Garnisonkirche an einer Gedenkveranstaltung in der Landeshauptstadt beteiligt.

In der Nikolaikirche kam das Potsdam Requiem unter Leitung des dortigen Kantors Björn O. Wiede zur Aufführung. Das musikalische Gedenken beteiligte die Chöre der Singakademie Potsdam, die Neue Potsdamer Hofkapelle sowie Sprecher, die biblische oder zeithistorische Texte von der Zerstörung vortrugen. Der Theologische Vorstand der Stiftung, Oberkirchenrat Martin Vogel, zitierte die alttestamentliche Verheißung aus dem Propheten Jesaja: „Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“

Die Pfarrerin der Nagelkreuzkapelle an der Garnisonkirche, Cornelia Radeke-Engst hatte zuvor die etwa 450 Zuhörer begrüßend gesagt, die Stadt sei vor sieben Jahrzehnten in Schutt und Asche versunken. Das Requiem gelte den Opfern, den rund 1800 Frauen, Männern und Kindern, die beim Angriff ihr Leben verloren hätten.

Der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt, Jann Jakobs, erinnerte  in seinem Gedenkwort daran, dass der sogenannte „Tag von Potsdam“ und die „Nacht von Potsdam“ in einem engen Zusammenhang stünden. Am 21. März 1933 hatte Reichspräsident Hindenburg Adolf Hitler vor der Garnisonkirche die Hand gereicht, am 14. März 1945 , wenige Wochen vor Kriegsende, war die Innenstadt durch alliierte Bomber weitgehend zerstört worden. Über 1700 Tonnen Bomben fielen auf die Stadt. Auch das Kirchenschiff der Garnisonkirche war betroffen, ihr Turm geriet in Brand. „Wir müssen Verantwortung übernehmen, für das, was war und das, was kommen wird“, appellierte das Stadtoberhaupt an die Zuhörenden.

In einer eindrucksvollen Choreographie wechselten die Sängerinnen und Sänger mehrmals ihre Position in der Kirche und forderten in einem Sprechakt zur Versöhnung auf: In Potsdam lebten Menschen aus 53 Nationen, sechs Prozent aus anderen Staaten sowie aus 16 Bundesländern. Jetzt gelte es Aufrichtigkeit, Mut und Wahrhaftigkeit einzusetzen. Die Feier endete mit dem Geläut der Kirchenglocken.

In der Nagelkreuzkapelle am Standort der Garnisonkirche zeigte der Künstler Wolfram Baumgardt am Abend eine von ihm geschaffene Bildsequenz der brennenden Stadt. „Die Garnisonkirche brannte wie eine Fackel“, sagte er vor den zahlreichen Zuhörern, die zudem ein Zeitzeugnis der Potsdamerin Erna Moskal verfolgen konnten. Der „wunderschöne Frühlingstag“ habe mit dem schrecklichen Angriff geendet, sagte die 83-Jährige.

Vor der Kapelle gedachten die Besucher zum Zeitpunkt des Angriffs um 22.16 Uhr mit Kerzen des Kriegsgeschehens. Die Glocken der drei Innenstadtkirchen läuteten dazu sieben Minuten lang.

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